Seite:Die Schätze des Wahhabiten.pdf/21

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

An einem stürmischen Morgen wurde dann der erste der Ballons gefüllt.

Wie ein Pfeil schoß er hoch, entschwand schnell den Blicken der drei Deutschen, die an seinen Flug so viel Hoffnungen knüpften. Vielleicht wurde er gefunden, – vielleicht nahte dann Hilfe, – – vielleicht …!

Innerhalb dreier Wochen folgten die vier anderen, gasgefüllten Sendboten an Jedermann, wie Ring sich ausdrückte. Dann nahm das Leben auf der Kuppe wieder seinen gewohnten Gang an. – –

Von der Regenzeit, die sich in den Randgebieten Arabiens recht bemerkbar macht, hatten auch die drei Einsiedler ihren Vorteil. Besonders deswegen, weil die Erdnußfelder dann geradezu üppig ins Kraut schossen und die herabstürzenden Wassermassen reichlich Schlamm von den Felsen wuschen, der sich hier und dort ablagerte und als Untergrund für neue Äcker benutzt werden konnte.

So vergingen abermals Monate. Der Doktor, der den Kalender führte, hatte ausgerechnet, daß man sich jetzt bereits ein Jahr und sieben Monate auf der Kuppe befand.

Langsam war nun auch der gefährlichste Feind menschlichen Frohsinns, die Langeweile herbeigeschlichen gekommen. Nachdem die Einsiedler jetzt kaum noch wußten, wie sie sich jeden der ihnen endlos dünkenden Tage beschäftigen sollten, wurden sie verdrießlich, reizbar und zanksüchtig. Am meisten vermochte sich noch der Ingenieur zu beherrschen. Über Unliebenswürdigkeiten vonseiten seiner Gefährten ging er mit einem Scherzwort hinweg. Grobe Anrempeleien des nervösen, früher so gutmütigen Doktors parierte er mit einem Hinweis auf die Notwendigkeit guten Einvernehmens.

Als ein Glück war es unter diesen Umständen zu betrachten, daß plötzlich eines Morgens Heinz Brennert mit dem Alarmruf nach der Hütte geeilt kam, in dem Tale mit den vier Palmen wären über Nacht Beduinen eingetroffen und hätten ein Lager aufgeschlagen.

Die Gefährten kamen überein, sich nicht sehen zu lassen, beobachteten stets gut verborgen vom Rande der

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Die Schätze des Wahhabiten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%A4tze_des_Wahhabiten.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)