Seite:Die Perlenfischerei im Voigtlande.pdf/77

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Orientalischen Perlen an die Seite stellen dürfen[1]. War die Perlenfischerei in der Elster und in den ihr zuströmenden Bächen früher in das dichteste Dunkel gehüllt gewesen und blos sich und ihrem Schicksale überlassen geblieben; so durchdrang jetzt der Ruf derselben nicht allein das ganze Sachsenland, sondern verbreitete sich auch in andere Gegenden des deutschen Vaterlandes. Die Elster selbst wurde als die Königin und die Perle aller


  1. So gab z. B. das Jahr 1650 224 Stück Perlen, unter welchen sich 16 große, ovalrunde, vorzüglich ausgezeichnete, und überhaupt 45 ganz helle befanden. Das Jahr 1672 war in der Anzahl noch ergiebiger, denn es lieferte 294 Stück. Aermer zwar an der Anzahl, jedoch ausgezeichneter hinsichtlich des Werths war das Jahr 1681, wo unter 105 aufgefundenen Perlen sich 73 ganz helle befanden. – Wie sehr man ehedem die Elsterperlen schätzte, beweist eine Stelle aus dem Manuscripte[WS 1] „des sich selbst bekennenden Sachsen.“ „Principissam quandam Saxozienson ejusmodi uni ones in collo gestare non fuisse dedignatam.“ „Eine Sachsen-Zeizische Prinzessin habe es nicht verschmäht, eine solche Perlenreihe um den Hals zu tragen“ – und in Brückners Memorabilien findet sich ein Vers:
    „Ut conchas auge nostra metalla deus!“ d. h.: „wie unsere Muscheln so vermehre, o Gott, auch unsere Metalle.“ – Abermals ein Beweis, daß es schon damals mit dem Reichthume der Metalle nicht sonderlich bestellt war. –
    M. Meyer, Sup. zu Oelsnitz, schreibt davon in seinen Memorabilibus Oelsnitiensibus:
    „Der Elsterfluß, woran Oelsnitz gelegen, ist um deswillen unter die berühmtesten Flüsse der Welt zu zählen, weil derselbe um diese Gegend edle Perlen bei sich führt, gestalt man in demselben noch bis Dato, gleich wie auch in vorigen Zeiten die kostbarsten Perlen, welche an Schönheit, Helle, Reinigkeiten und Größe denen Orientalischen gutermaßen beikommen, findet also daß einige darunter so groß, als eine ziemliche Musquetenkugel (!!!) und so helle, als eine mit himmelblauer Farbe glänzende Milch gewesen. Dieser Perlenfang aber, so ein hohes Landesfürstliches Regale ist, erstreckt sich jetzo, Gottlob! weiter als zehn Meilen Wegs, wenn man diejenigen Flüsse und Bäche, so sich in die Elster ergießen, mit einmenget.“ –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Manruscipte
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)