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früher ausgesprochenen Behauptungen zu unterstützen. Mag nun auch Vieles in diesen Angaben und Erzählungen übertrieben und unbegründet sein, so ist doch die Vermuthung fest zu halten, daß irgend ein geschichtliches Ereigniß, mochte es nun durch ein Ohngefähr entstanden oder durch Kunst und Mühe ins Leben getreten sein, dazu Veranlassung gegeben habe. Schätze und Reichthümer müssen in den ältesten Zeiten allerdings im Voigtlande und in dem angrenzenden Fichtelgebirge gefunden worden sein; welcherlei Art aber dieselben gewesen seien, ist schwer zu ermitteln. Doch dürften eben diese Fabeln und Erzählungen einen Fingerzeig abgeben, um den Weg der Wahrheit zu diesen verschollenen Schätzen aufzufinden, und wir wollen demselben nun weiter nachgehen.

Wohl ist es wahr und begründet, daß der Bergbau in früheren Zeiten im Voigtlande, und vorzüglich im Fichtelgelbirge, weit bedeutender war, als jetzt, und damals auch reichere Ausbeute gegeben hat, als annoch gefunden wird. Eine Goldwäsche soll am Flusse Gölzsch bei Lengenfeld und Auerbach gewesen und auch in einigen anderen Bächen, wie z. B. in dem Bache bei Reichenbach wurden GoldkörnerDie Venetianer oder Wahlen, wahrscheinlich die ersten Perlenfischer im Voigtlande. gefunden. Dieß mochten wohl jene Ausländer verkundschaftet haben und auch benutzen; denn sie standen auf einer höheren Stufe der Bildung, als die damaligen Bewohner des Voigtlandes und der angrenzenden Gegenden, und in dem freundlichen Süden, woher jene Glücksritter kamen, wußte man das Metall aufzusuchen und zuzubereiten[1]. Durch allerlei Kunftgriffe
  1. Brückner sagt in seinen „Memorabilibus Voigtlandiae epist. V.: Ab atiquis jamdum temporibus Itali quidam solertissimi totam nostram exactissime explorarunt Voigtlandiam, indeque non raro haud spernendas, un furtur, exportarunt dividias. Testantur id inprimis libri eorum, vulgo „Wahlenbüchlein“ dicti, in quibus speciatim confinia urbium, Greiz, Schleiz, Reichenbach, [61] Esterberg, Gera, Weida, Hof, Salburg etc. nominantur, ubi inprimis auri quaedam latere dicuntur minerae. – Vid. Anon. Beschreibung des ohnweit Zwickau in Meissen zu Niederhohendorf gefundenen goldischen Sandes. It. Beschreibung des Fichtelbergs. – Einer der bekanntesten jener Wahlen oder Italiener, welche das Voigtland und das Fichtelgebirge in dieser Beziehung ausgeplündert haben, war Sebast. Verso, der eine Beschreibung des Fichtelberges herausgegeben und die Orte genau angegeben hat, wo Goldkörner gefunden werden. Diese beschreibt er nun folgendermaßen: „Etliche sind roth, wie rostig Eisen. Etliche wie Granaten, dunkel und durchsichtig. Etliche kuglicht rund. Etliche wie Erbsen oder Bohnen. Etliche sehen wie Pech aus, und diese sind gut. Etliche sehen rauch, grau und bleyfarb, sind mürb, graulich, mohnfarb, oder blau, inwendig mit einem frischen Glanz. Etliche lassen sich fletschen und plätzen wie Blei. Diese sind NB. die besten. Gold ist auch in weißen Kieselsteinen, die blaue Adern haben.“ –
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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/68&oldid=- (Version vom 18.8.2016)