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Flüsse gewesen sein, der Fremde und Ausländer in seine waldigen Höhen lockte, bald seine Gruben voll reichhaltiger Erze, zu denen besonders die Wahlen[1] die Wege kannten; bald seine Brunnen und Quellen, die Edelgestein aller Art mit krystallenem Wasser ans Tageslicht sprudelten. Solche Erzählungen finden sich noch allenthalben, sowohl bei den Bewohnern des angrenzenden Fichtelgebirgs, als auch in der Gegend des oberen Voigtlandes. Gleichwohl ist es heut zu Tage bekannt, daß nirgends im Voigtlande weder Gold- noch Silbergruben bebaut, noch auch wahre Edelsteine gefunden werden. Die einzelnen Goldkörner, die hin und wieder aus dem Sande der Flüsse und Bäche gewonnen werden können, verdienen fast keiner Erwähnung; denn sie sind nicht reichhaltig genug und der Aufwand für ihre Aufsuchung würde den Ertrag weit übersteigen, sowie auch die Topasen, welche hinter Falkenstein und Auerbach bei Tannebergsthal auf dem Schneckenstein brechen, nicht so hoch im Werthe stehen, daß durch ihren Ertrag die Unkosten des Gewerks gedeckt würden[2]. Auch von dem oberen Fichtelgebirge herab wird uns keine Kunde mehr davon, daß die ehemaligen reichen Goldadern daselbst, bei Goldkronach und an anderen Orten wiedergefunden und eröffnet worden seien[3]. Solche und ähnliche Mährchen,


  1. So nannte man die Schatzgräber, die aus Süden, namentlich aus Venedig und Oberitalien kamen, und hier sich durch Aufsuchung verborgener Naturschätze zu bereichern suchten.
  2. Ueber den sächsischen Topasenbruch auf dem Schneckenstein bei Tannbergsthal vergl. man den Anhang.
  3. Ueber die Goldkronacher Bergwerke, von deren überschwenglichem Reichthume immer noch die Rede im Munde des Volkes ist, wollen wir uns Folgendes aus dem Versuch einer Landes- und Regentengeschichte der beiden fränkischen Fürstenthümer Bayreuth und Anspach etc. Hof bei G. A. Grau 1795 mitzutheilen erlauben:
    Ludwig der Baier ertheilte zuerst dem Burggrafen Friedrich [56] VI. im Jahre 1324 die Bergwerksrechte zwischen Plassenburg und Mönchberg, welche dann Carl IV. aufs ganze Land erstreckte. Friedrich V. machte hierauf den Anfang mit der Fürstenzeche bei Goldkronach, welcher vorzüglich dieses Städtchen seine Aufnahme und Rechte zu danken hat. Es erhielt Stadtgerechtigkeit wie Culmbach und Bergfreiheit wie Iglau in Mähren. Das vorzüglichste Werk war die Fürstenzeche, die jährlich 20 Mark reines Gold Ausbeute gab. Der Hanizenschacht gab zu Albrecht Alcibiades Zeiten allein 12 bis 1600 Ducaten jährliche Ausbeute. Man kann sich von der Glückseligkeit der Goldkronacher Bergwerke einen Begriff dadurch machen, daß 500 Bergleute, die zu Kupferberg Schicht gemacht hatten, am nehmlichen Tage bei den Goldkronacher Werken alle angenommen worden und sogleich eingefahren sind. Markgraf Christian ließ noch Ducaten von diesem Golde schlagen, mit der Umschrift: Parturiunt montes, perfectum nascitur aurum. Nach Goldkronach fing man auch vorzüglich um Wonsiedel und Naila an die Bergwerke zu betreiben, welche beide Orte so wie Goldkronach, den Bergwerken ihre Aufnahme zu danken haben. Die Wonsiedler Werke waren besonders an Zinn sehr reich, und es waren ehemals daselbst 24 Zinnherde; Naila aber hatte mehr Eisen und Vitriol, und vortreffliche Marmorbrüche, davon noch ein Ueberfluß vorhanden ist. Der Markgraf Christian ließ im Jahre 1619 eine Bergordnung zum Druck ergehen, die auch im Auslande so beliebt war, daß sie in Sachsen und Böhmen angenommen wurde, und bis auf die neueste Zeit zur Entscheidung der Bergrechte daselbst gedienet hat. Wahrscheinlich sind auch die Bergleute auf dem Harze und auf dem Erzgebirge von hier dahin (wohl umgekehrt!) gekommen, theils weil sie einerlei Sitten und Gewohnheiten mit einander haben, theils weil, besonders auf dem Erzgebirge viele Benennungen von Orten und Bergen von Franken vorkommen, als: Schneeberg, Lichtenberg, Lauenstein, Langenau und viele andere. Das goldene Zeitalter dieser Bergwerke dauerte aber nur bis zum 30jährigen Krieg. Die Hüttenleute wurden theils verjagt, theils konnten sie aus Geldmangel nicht unterhalten werden, und so gingen die meisten und besten Werke ein. Der Bergbau wurde zwar nach diesem verheerenden Kriege wieder angefangen, hat aber bis jetzt nur einen sehr geringen Theil seines ehemaligen Glückes und Glanzes wieder [57] erlanget. Gold und Silber trifft man fast nirgends in den gangbaren Werken an. Zu Anfang dieses Jahrhunderts gab es noch 3 Bergamtsreviere im Bayreuthischen, zu Goldkronach, Wonsiedel und Naila, davon jede ihren Bergmeister hatte. Das stärkste war das Nailaer und das Goldkronacher das Schwächste. Diese Bergwerke erhielten viele Hammerwerke, die viel Geld ins Land brachten und davon die Nailaer Revier die meisten hatte. Man könnte, nach dem Zeugnisse der Bergleute, wohl wieder auf das ehemals gefundene Gold stoßen, wenn man die alten Gänge, die noch vorhanden sind, wieder bearbeiten wollte, wozu aber kein Privat-, sondern ein Königl. Beutel erfordert wird.“ –
    Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unterlassen, anzugeben, wo nach Angabe der Wahlen und der alten Schriftsteller über das Voigtland Gold gefunden worden sein soll: – Planer in seiner hist. Varisc. nennt da zumeist die Weida und sagt davon: „Idem vero fluvius aurum vehit. Hungarico super.“ – „Eben dieser Fluß führt Gold, welches das Ungarische übertrifft,“ – und von dem Gölzschfluß merkt er an: „Hinc aurum fertur conciliasse nomen, cujusmodi arenas Goletium ducit.“ – „Diesem soll das Gold den Namen zuwege gebracht haben, welcherlei Sandkörner die Gölzsch führt.“ – Von dem Seiffenbach erwähnt er Folgendes: „Is per partem suburbii Reichenbacensis transit, ubi nomen accipit a „„seiffen““ – i. e. lotione arenarum auriferarum quas vehit. Ceterum auri ex arenis eliquati copiam fecit Dr. Daniel Veisspenbornius, Praefectus Judiciorum Metschianorum.“ – „Derselbe geht durch einen Theil der unteren Vorstadt zu Reichenbach, wo er seinen Namen erhält von „seiffen“ d. h. von Waschen goldhaltiger Sandkörner, welche er bei sich führt. Uebrigens hat Hr. Daniel Weissenborn, herrschaftl. Retzschischer Gerichtsverwalter eine Menge Gold aus solchen Sandkörnern gewaschen.“ cf. Olischer Reichenb. Chron. und Fiedlers Lengenfeld. Ehren- und Gedächtniß-Säule. (Mscpt ) – Endlich fügt der schon erwähnte Planer noch hinzu: Graeslitium rivus, iisdem arenis dives – – – In rivo Tribesiensi arena aurifera inest copiosa. – „Der Gräslitzbach ist an eben solchen Sandkörnern reich – – Im Triebbach wird häufig goldhaltiger Sand gefunden.“ –
    Brückner sagt in seinen „Memorabilibus Voigtl.:“ epist. v. de auro fluviatili:
    [58] „Gerae quoque et Greizae ex Elistro aurum pariter lotum, exindeque catenas fuisse confectas aureas, Acta comprobant in ter Dn. Henricum Seniorem, item Dn. Henricum Medium et Dn. Henricum Juniorem, Ruthenos ac Dominos de Plauen A. 1565 habita, quae adhuc in Tabulario adservantur Greizensi.“ – d. h. „daß auch zu Gera und Greiz aus der Elster gleichmäßig Gold gewaschen und daraus goldene Ketten gefertigt worden seien, beweisen die Acten, die zwischen Hrn. Heinrich Reuß den ältern, desgl. Herrn Heinrich Reuß den mittlern und Herrn Heinrich Reuß den jüngern, Herrn von Plauen im Jahre 1565 gehalten worden sind, welche noch im Archiv zu Greiz aufbewahrt werden.“ – Endlich fügt er noch hinzu: „Taceo praeterea Steinheydae et Kuttenheydae, Koschitzii, item Monts „Goldberg“ dicti, Metallorum regis, auri nempe mineras, ex quibus clare satis patet, divites omnino terrae nostrae sinum ubique fovore thesauros, nobis non nisi ex incuria atque negligentia absconditos.“ – „Ich schweige übrigens von Steinheyde und Kuttenheyde, Koschütz, desgl. von dem Berge der Goldberg genannt, dem Könige der Metalle, nämlich von den Goldadern daselbst, woraus klar genug hervorgeht, daß unser Land allenthalben in seinem Schooße reiche Schätze berge, die uns nur bisher aus Sorglosigkeit und Nachlässigkeit verborgen geblieben sind.“ –
    Albinus in seiner Meiß. Chron. p. 124 und Mathesius in praefat. sareptae it. Autor der Beschreibung der ohnweit Zwickau in Meißen zu Niederhohndorf gefundenen goldischen Sandkörner erwähnen Aehnliches vom Muldefluß und der in ihn mündenden Bäche und von der Saale schreibt er also:
    „Nee minus et Sala fluvius ejusdem auri est ferax, uti hoc experientia variis in locis confirmat. Imprimis vero quantitatem ejusdem haud spernendam monstrat Dr. Teichmeier Prof. Jenensis celeberrimus, nec non Dr. Kundmann in Promtuar: rer. natural. et arificial. p. 256, ubi arena citatur aurifera, nec non flammulae auri purissimi ex arena Salae fluvii per loturam separatae.“ d. h. Auch die Saale ist nicht weniger reich und fruchtbar an solchem Golde, wie dieß die Erfahrung an verschiedenen Orten bestätigt. Vorzüglich weist der berühmte Hr. Professor Teichmeier zu Jena eine gar nicht zu verachtende Menge desselben nach u. s. w. – Conf. auch der Bericht von dem Gold, Kupfer [59] und Eisensteinen, welche bei und um Jena gefunden werden, wo Cap. 1 dieß gelesen wird: „das Gold, welches in der Saale gefunden wird, bestehet aus subtilen Flämmigen, aber Gold-Körner findet man selten. „Es wird gemeiniglich unten an den Wehren angetroffen, allwo sich immerfort viel Sand und Kieß zusammensetzet, unter welchen das Gold vergraben liegt. Die Materie, worinnen es eigentlich seinen Sitz hat, wird Schlicht genannt, welcher ganz eisenfarbig aussieht. An der Farbe giebt es dem Arabischen Golde, welches in Flüssen gefunden wird, nichts nach.“ – Uebrigens scheint man auch schon in den älteren Zeiten zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß die Gewinnung edler Metalle im Voigtlande die Kosten nicht trägt; deshalb wurden alle weiteren Versuche später eingestellt und die neuesten haben ebenfalls kein besseres Resultat geliefert, in dem ein aus Elstergold gewonnener Ducaten um den 12fachen Werth zu stehen kommen soll. Auch die Zinnwerke bei Oelsnitz und Falkenstein, den Kupfergruben bei Auerbach, Plauen, Greiz, Oelsnitz u. s. w. wurden auflässig, weil sie die Kosten nicht deckten. Schon Brückner sagt in dieser Beziehung in „epist. v. de auro fluviatili: Quanquam vero non omnia extra dubitationis aleam videantur esse posita, licet perpulures de ejusmodi exploratoribus inter nos adhuc habeantur relationes, certum tamen, imo certissimum omnino est, fluvios ac rivos quosdam in Viogtlandia dari auriferos, ex quibus olim arte quadam, quam „Goldseiffen“ adpellant, auri nonnulla grana sunt exemta, quamvis inventum hoc curiositate magis, quam sumtum insumendorum compensatione hactenus sese commendavit“. – D. h. „Obgleich aber nicht alles außerhalb des Spiels des Zweifels gesetzt zu sein scheint, wie wohl viele Erzählungen von solchen Nachforschern unter uns noch im Schwange geben, so ist doch das als gewiß, ja als durchaus zuverlässig anzunehmen, daß einige Flüsse und Bäche im Voigtlande goldhaltig sind, aus denen man auch früher durch eine gewisse Kunst, die man Goldseifen nennt, einige Körner Goldes gewann, obschon sich dieser Fund mehr seiner Seltenheit halber als durch die Deckung des darauf zu verwendenden Aufwandes bisher empfohlen hat.“ – So viel hier in der Kürze von den vermeintlichen voigtl. Goldgruben und anderen Mineralschätzen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)