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man zu diesem Behufe hätte hierher verpflanzen können. Der Umstand, daß von diesem Naturschatze erst so spät und zwar zu Anfang des 17. Jahrhunderts[1] die Regierung Kenntniß erhielt und die Ausbeutung desselben in die Hand nahm, hatte wohl ganz zufällig seinen Grund darin, daß die Bewohner dieses Landes, die, wie die Geschichte desselben lehrt, von fortwährenden Händeln, Kriegen und Unruhen zur Zeit der Herrschaft der Reußen heimgesucht waren und auch nach dem Uebergang unter das sächs. Regiment nicht sofort zur Ruhe zu kommen vermochten, weder Zeit noch Wissenschaft genug besaßen, sich mit diesen geheimen Schätzen der Natur zu befreunden, zufrieden, wenn nur die Oberfläche des Bodens das lieferte, was sie zu ihrem nothwendigsten Lebensunterhalt bedurften. – Allein gar bald findet man Spuren und Hinweise in der Geschichte des Voigtlandes, daß dieser Naturschatz nicht so ganz unbekannt geblieben ist, als man vielleicht zu glauben geneigt sein mag.

Wer jemals nur der Culturgeschichte des Voigtlandes einen aufmerksamen Blick geschenkt hat und tiefer in sie hineinzubringen bemüht war, der wird in ihr einen ungeheuren Reichthum von Fabeln und Erzählungen gefunden haben, die sich schwerlich in der Geschichte eines anderen Landes in diesem Maaße vorfinden werden. Denn bald soll es der Reichthum seiner goldführenden


  1. Daß früher schon Perlen in der Elster gefunden worden sind, und man dieselben gekannt und geachtet habe, wird durch Stella, Albinus u. a. m. außer allen Zweifel gesetzt. – So sagt Albinus in seiner „Meißnischen Land- und Bergchronika 1589 Tit. XVIII. §. 1, p. 141 schon davon also:
    „In der Elster, dem Wasser, so in Meyssen, mit der Pleis in die Saale fleußet, sonderlich an dem Orte, da das jetzige Voigtland mit Meyssen grenzet, oder vielmehr im Oberland des Osterlandes, findet man Schneckenhäuser oder Muscheln darinnen Perlen sein.“ –
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/62&oldid=- (Version vom 31.7.2018)