Seite:Die Perlenfischerei im Voigtlande.pdf/57

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

solchen Stellen im nächsten Jahre Muscheln gefunden werden, die im vorigen Jahre noch unbesetzt waren, so bleibt es auch rein unmöglich und mit dem Kostenaufwand durchaus nicht vereinbar eine solche Ansammlung und Sonderung der Muscheln herzustellen, und hat dabei das Gefährliche, daß nicht nur der Dieberei durch eine solche Vereinigung aller perlenhaltigen Muscheln der größte Vorschub geleistet würde, sondern es könnte auch bei einem unvorhergesehenen Naturereigniß, als einem Wolkenbruch, Wassermangel u. s. w. auf einmal der ganze kostbare Naturschatz dem Verderben Preis gegeben werden, nicht zu gedenken, daß die Muscheln eben da am besten gedeihen, wo sie sich einmal ihre Heimath gesucht haben[1]. So viel im Allgemeinen von dem Aufsuchen der Elsterperlen. Die Handgriffe selbst aber kann und mag man nicht näher enträthseln, theils weil sie uns unbekannt sind, theils weil wir der guten Sache, der man allen Segen und alles Gedeihen wünscht, keine heimlichen und gefährlichen Feinde erwecken wollen, die sonst diebisch und frevelhaft, wie leider ohnehin oft geschehen ist, an dem Schatze sich vergreifen und seine Früchte zerstören könnten. Die Bemerkung können wir aber hierbei nicht unterdrücken, daß der Besitz der Elsterperlen auch deshalb höchst angenehm und erfreulich ist, weil man bei ihrem Anblicke nicht so leicht Ursache zu fürchten hat, daß an ihrem Glanze und an ihrer Schönheit ein Menschenleben vielleicht verwagt und verloren worden ist. –


  1. So hat sich ein im Jahre 1844 veranstalteter Versuch unserer Perlenfischer, in einem geschlossenen Behälter bei der Tanzermühle Muschelbrut zu ziehen als ganz unpractisch bewiesen, indem bei der nach einigen Jahren vorgenommenen Revision des eingeschlossenen Raumes die meisten verschwunden waren und die wenigen noch anwesenden Kümmerlinge kein günstiges Resultat verheißen. Man hat daher diesen Versuch wieder aufgegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)