Seite:Die Perlenfischerei im Voigtlande.pdf/49

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in Flüssigkeit auflöse und sie auf das Wohl eines anderen getrunken hat. Das merkwürdigste und bekannteste Beispiel dieser Art ist jenes der Cleopatra. Diese verschwenderische und glanzsüchtige Regentin Egyptens ließ eine Perle, deren Werth man auf eine Million Thaler anschlug, sich aufgelöst in einem goldenen Becher reichen und trank sie auf das Wohlergehen ihres geliebten Antonius; eine Auszeichnung und ein Toast, der schwerlich jemals wieder auch bei den prächtigsten Gastmählern seines Gleichen gefunden hat! – Von dieser irrigen Meinung ist man jedoch in neuerer Zeit zurückgekommen. Nachdem man das Wesen und die Bestandtheile der Perlen genauer untersucht, chemisch geprüft und durchaus keine besonderen heilbringenden Kräfte in gesundheitlicher Hinsicht in ihnen gesunden hatte; man achtet jetzt die Perlen nur noch als äußere Zeichen des Schmuckes, nicht aber als ein Arcanum oder Heilmittel gegen körperliche Gebrechen.

Der Werth der Perlen, der sich eigentlich nur auf die Meinung der Menschen stützt, ist sehr relativWorauf der Werth der Perlen beruht. und mit den Zeiten gesunken und gestiegen, je nachdem gerade diese Produkte gesucht waren oder unbeachtet blieben. Die morgenländischen Perlen, die bei der Insel Ceylon gefischt oder an der Meeresküste beim Eintritt der Ebbe gefunden werden, sind allerdings die vorzüglichsten[1] und werden von den Flußperlen hinsichtlich ihrer Größe,


Lienteriis, Morbe Venereo, ac sanguinis fluxu nimio, ut menstruorum quoque, non parum confert.“ – Also fast ein Universalmittel für alle Krankheiten. In Ermangelung der Perlen könne man auch Perlmutter nehmen. Die Quintessenz war das Magisterium oder Oleum Perlarum, dessen Zubereitung Geiger ebenfalls p. 53 und 54 ausführlich beschreibt. –


  1. Tavernier in seiner Reisebeschreibung p. 214 schätzet den Werth der Perle nach der „Weißheit“, oder wie es Plinius nennt: „ex candore“. Da ihn einstmals der König von Ormus über den Werth der Perlen befragte, antwortete er ihm: „Sire, wenn ich [42] wählen sollte, so würde ich allemal die weißesten Perlen, die weißesten Diamanten, das weißeste Brod und die weißesten Weiber nehmen. –“ Tavernier hat eine in Bayern gefundene Perle auf 1000 Reichsthaler geschätzt; nach Jetze (von den weißen Hasen in Lievland) zahlt die russische Kaiserin den Besitzern der Perlenbäche für jedes Loth große Perlen 60 Rubel. –
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/49&oldid=- (Version vom 18.8.2016)