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Die Erfahrung hat bewiesen, daß die meisten Perlen in solchen Gegenden gefunden wurden, die günstig und vortheilhaft für die Muscheln waren; die solche Erdtheile enthielten, welche die Muscheln zu ihrer Existenz bedürfen. Diese sind kalkhaltige Gewässer, und noch besser hier und da in denselben einzelne, zerstreute Kalklager. Für diese Behauptung sprechen die Bestandtheile der Perle selbst, die chemisch aufgelöst und zergliedert, eine Mischung mit Kalk versetzt geben, woraus unläugbar hervorgeht, daß Kalk und kalkhaltige Gewässer ein nothwendiges und unerläßliches Erforderniß zum Entstehen und Gedeihen der Perle seien. Dieß ist, nach unserer Ansicht, der natürlichste Weg, dieses Problem zu lösen, das auf andere Weise so manchen speculativen Kopf verrückt und auf ganz paradoxe Gedanken gebracht hat; wenigstens hat diese Annahme und Behauptung vielmehr für sich, als alle früher genannten Hypothesen. Da aber der Entstehungsproceß der Perlen so wie das Wachsthum derselben sehr langwierig ist und sehr von günstigen Wetter- und Zeitumständen abhängt, auch die Natur sich nicht gerne bei ihrem Schaffen und Wirken beobachten läßt, so kann man über diese Angelegenheit nichts weiter mit Gewißheit geltend machen. – Auch hat die Beantwortung der Frage die Naturforscher vielfach beschäftigt, ob man schon an der äußeren Gestalt der Muschel, an gewissen Kennzeichen wahrzunehmen vermöge, ob und wie viel eine Muschel Perlen enthalten könne. Allein auch hier ist man zu keinem sicheren Resultate gekommen; denn es giebt durchaus keine äußeren, sicheren Zeichen, ob das Thier der Muschel perlenhaltig sei. Ungleichheiten, Biegungen der Schale sind trügerisch; in den glättesten und vollkommensten findet man oft 5 und mehr Perlen[1].


  1. Brüknerus memorabilibus p. 7. „In conchis plerisque [39] singulae, paucis binae, paucissimis ternae aut plures - quanquam Greizae quaedam pisi magnitudine una cum undecim aliis minoribus adhuc immaturis ante aliquot capta fuerit annos - cujusmedi et Zwikaviae in piscina sunt repertae. d. h. in den meisten Muscheln sind einzelne, in wenigen doppelte, in den wenigsten drei und mehr Perlen, obgleich auch bei Greiz eine von der Größe einer Erbse zugleich mit eilf anderen kleineren noch unreifen vor einigen Jahren gefunden worden ist, u. s. w. – – dergl. sind auch in einem Teiche bei Zwickau gefunden worden. – cf. ad. b. l. P. Eberhardt, Abhandlung von dem Ursprunge der Perlen 1. Hptst. p. 17.
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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)