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Buch zwar auch, daß die Perlen die Leibesfrucht oder das Junge der Muschel seien, behauptet aber, daß, wenn es oft donnert und der heftige Platzregen sich ergießt, die Muscheln mehr zum Empfängniß geneigt seien und die Perlen erzeugt würden. Er fügt dem noch bei, daß dieselben Speise zu sich nehmen und die Jungen auf der Seite aushecke, an welcher das Fleisch hängt, u. s. w., woraus hervorgehe, daß die Perle die junge Brut der Muschel sei, nicht aber vom Thau ihre Empfängniß herzuleiten habe. Zwei andere alte Naturforscher Aelianus und Johannes Tzetses fügen noch hinzu, daß, wenn der Blitzstrahl in die offenen Muscheln leuchte, die Perle dann zur Geburt geleitet werde, und letzterer stellt noch die Behauptung auf, daß im Meere kleine Steinchen erzeugt würden, die, wenn sie in die Muschel hinein fielen, Glätte und Glanz annehmen und so zu Perlen würden. – Albertus Magnus in seiner Abhandlung über Steine und Edelsteine sagt endlich, die Entstehungsursache der Perlen liege in einer gewissen mineralischen Kraft, welche die Wasser gewisser Flüsse und Bäche bei sich führten und durch Einschluckung von Seiten der Muscheln herbeigeführt würde, ohne jedoch für seine ungeschickte Behauptung nur irgend einen nachhaltigen Beweis anzuführen. Edelsteine mag man wohl in mit mineralischen Theilen geschwängerten Wassern finden, aber Perlen nirgends. Einen schlagenden Beweis dafür liefert uns die Gegend der Elster beim Bade Elster, woselbst die Perlenmuscheln weder gedeihen noch auch Früchte zu bringen vermögen. – Eine etwas wahrscheinlichere Meinung und Behauptung über den Ursprung und die Entstehung der Perlen stellt der alte Naturforscher Cardanus auf, indem er sagt, daß die


nur eine sogenannte Mißgeburt eine leere aufgeblasene Gestalt ohne wirklichen Körper zur Welt. Dieß sei die Mißgeburt der Muschelschnecken.

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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)