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eliptische Schale aus schöner Perlmutter mit einer schwarzen Rinde und mit abgeschülferten Wirbeln hat. Unsere Perlenmuscheln sind zwar nach Verschiedenheit der sie nährenden Gewässer und des sie umgebenden günstigen oder ungünstigen Bodens bald größer, bald kleiner; jedoch läßt sich ihre Größe ohngefähr auf folgendes Maaß bestimmen. Ihre Länge beträgt größtenteils eine gemeine Viertelelle und die Breite derselben mag sich im Verhältniß zur Länge wie 1 zu 5 verhalten. Gewöhnlich wird ihnen ein Alter von 100 bis 200[1] Jahren zugeschrieben, doch dürfte dieß bei vielen nicht ausreichen. Die Muschelschalen sind auf beiden Seiten oval auswärts gebogen; die Farbe derselben ist auswendig schwarz und grau, und man bemerkt auf derselben mehrere Abstufungen, die auf verschiedene, übereinander gelegte, jedoch verhärtete Häute hinzudeuten scheinen, aus deren Anzahl man sogar das Alter der Muscheln erkennen will. Inwendig sind die Muscheln mit einem silberfarbigen Glanze überzogen, was im gewöhnlichen Leben „Perlenmutter“ genannt und zu vielen künstlichen Arbeiten verwendet wird[2].

Ueber die Art und Weise der Fortpflanzung der


  1. Planerus in hist. Voigtl.: „Conchae longaevae et vel in ducentos annos et amplius durant. Mortuae exundatione fluminis ejiciuntur. Capiuntur a quo tempore aqua inprimis claret, mense Majo, Junio, Julio – – – – Captura ab Elistro pago incipit, Elistrobergae cessat“ – – „Die Muscheln werden alt und dauern sogar zweihundert Jahre und darüber. Die Todten werden durch den Austritt des Flusses ausgeworfen. Sie werden nur in der Zeit gefangen, wann das Wasser vorzüglich hell ist, im Monat Mai, Juni, Juli u. s. w. – Der Fang hebt vom Dorfe Elster an und hört bei Elsterberg auf.“ –
  2. Den schönsten Gebrauch von diesen Perlenmuschelschalen machen jetzt die Perlenfischer selbst, in dem sie solche, die zur Perlenanzucht und Fortpflanzung untauglich sind, herausnehmen, die schwarze Schale abschleifen, dann poliren, ihnen eine entsprechende [27] Einfassung von Silber u. s. w. geben lassen und sie dann unter dem Titel: „Souvenir de Saxon“ verkaufen. Das Abschleifen und Poliren der Muscheln ist übrigens sehr mühsam und nicht jede Muschel dazu geeignet.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)