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zu sein. – Wenn wir dem Laufe der Elster folgen, so ist der Freiberger-, Todtenweinbach, oder TetterweinbachDer Freiberger- Todtenwein od. Tetterweinbach. der nächste, der sich als ein Perlenhaltiges Gewässer mit demselben verbindet. Er nennt sich also theils nach dem Dorfe Freiberg, das seitwärts von Adorf nach Oelsnitz hin gelegen ist, theils nach einer Sage, welche erzählt, daß damals, als König Ferdinand im schmalkaldischen Kriege über Adorf herein, in die Länder des geächteten Churfürsten von Sachsen, Johann Friedrichs des Großmüthigen einfiel, an diesem Bache ein mörderisches Treffen geliefert ward, in welchem viel Bluts geflossen sein soll. Zum Andenken an dieses traurige Ereigniß soll daher heute noch der Bach der Todtenweiner[1] genannt werden. Dieser Bach entspringt bei Bergen ziemlich hoch und geht allmälich abfallend in die Elster. – Sein Bett ist steinigt, Thonschiefer mit Quarz (von Kalksteinen ist keine Spur aufzufinden.) Wenn man die Länge des Bachs, wie weit sich die Muscheln in ihm erstrecken und die Anzahl derselben berücksichtigt, so muß man ihn ein gutes Perlengewässer nennen; keineswegs hat er aber dieß bis jetzt in seinem Erfolge bewiesen. Herr Dr. Thienemann ließ bei seiner Revision im Jahre 1825 30 Stück Muscheln öffnen, ohne eine Perle zu finden. Höchst merkwürdig war es ihm, unter den vielen Muscheln keine einzige kleine anzutreffen; denn was die Perlensucher für junge
  1. M. Fürgang schreibt in seiner Oelsnitzer Chronik also:

    „Als Kaiser Karl kam in die Land,
    Viel Unfall stieß ihnen zur Hand,
    Markneukirchen wird angesteckt,
    Und Dörfer in die Asch gelegt,
    Adorf wird sehr geplündert aus.
    Daß nichts bleibt, als ein wüstes Haus.
    Unter Adorf am Todtenwein
    Die Hußern schmeißen grausam drein
    Hawen nieder Vierhundert Mann,
    Von Blut es alles floß und rann.“ –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/17&oldid=- (Version vom 18.8.2016)