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dieses desto eher zu befördern, solche unreiffe Perlen auffgehoben und weiter hinunter in die Sonnenhitze getragen; welche Beschaffenheit es denn ebenmäßig mit dem dritten Punkt habe. Denn außerdeme daß, wie obgedacht, durch die Abhauung der Erlen die Sonne ihre Strahlen ungehindert auf das Wasser werfen könnte, were solches auch dazu guth, daß sie des Tages mehrere Stunden länger in dem kalten Wasser dauern könnten, wenn ihnen die Sonne fein heiß auf den Buckel schiene, als wenn sie hinter den Erlen in Schatten stehen müßten, zudeme so gingen hinter solchen Erlen, wohl öffters große Leichtfertigkeiten vor, daß wohl mancher die Muschel aufmachte, sich hinter solche Gesträuche, wann sie etwann in dem Wasser gegangen kämen, verbergen könnten, da sie sich sonsten besser umbsehen und genauer obsicht haben könnten; Außer allen diesen angeführten Ursachen nun, so wären sie ja verpflichtete Leute, und würden nimmermehr so ehrvergessen handeln etwas, so zu gnädigster Herrschaft Schaden gereichet, mehr zu befördern, als ihren Nutzen zu suchen. Sie bleiben dabei und wollen es auf ihre pflicht und gewissen nehmen, daß die Abhauung der Erlen hoch nützlich und nöthig sei, da die Perlen an solchen Orthen, da keine Erlen stünden oder die Sonne recht bescheinen könnte, wohl in 2 Jahren reiffen könnten, so würden diejenigen, so in Schatten stünden, wohl in 10 bis 15 Jahren nicht reiff. Sie hätten das Ihrige gethan und würden hoffentlich entbrochen sein, wenn sie nicht so viel liefern könnten, wenn die Erlen stehen bleiben sollten, doch vermeinten sie in dieser Kunst wohl mehr glauben zu haben, als andere, die sich hierauf nicht verstünden.“ –

Auf diese Aussage der beiden Perlensucher, die wir wortgetreu aus der darüber geführten Registratur genommen haben, hielt es der Amtmann Leonhardt nicht weiter für nothwendig, die angeführten Zeugen darüber abzuhören; er erstattete unter dem 8. Juni an den Herzog

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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)