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Der Engländer gab keine Antwort.

„Gut, dann muß ich Dich zum Sprechen zwingen“, fuhr Samataviri fort. „Deine Tochter soll noch in dieser Stunde aus Deinem eigenen Munde hören, daß Du nichts als ein feiger, hinterlistiger Verbrecher bist.“

Der Hindu, der hier als Wache neben dem Chinesen auf das Eintreffen seines Herrn gewartet hatte, erhob sich ohne weiteren Befehl. Es war ein alter Mann von einer erschreckenden Magerkeit. Zottig hing ihm das ungepflegte Haar ins Gesicht. Seinen dürren, von Narben übersäten Leib umhüllte ein zerrissener, schmutziger Mantel. Aber in seinem Gesicht glühten ein paar fanatische, große, dunkle Augen, die seiner Erscheinung etwas Angsteinflößendes gaben. Gelassen schritt er hinter ein paar dicht stehende Tropfsteinsäulen und kehrte sofort mit einem geflochtenen Korbe zurück, den er in einer Entfernung von sechs Schritten vor Eduard Fartaday auf den Boden stellte. Dann hockte er sich hinter dem Gouverneur nieder, nachdem er den Deckel des Korbes zurückgeschlagen hatte.

Der Rajah beobachtete den alten Hindu mit Augen, in denen eine seltsame Erregung flimmerte. Die Blicke aller Anwesenden waren jetzt wie gebannt auf den Weidenkorb gerichtet. Die ganze Szene, – das rötliche Licht der flackernden Fackeln, die schweigend dasitzenden Eingeborenen mit ihren undurchdringlichen Gesichtern, und ihnen gegenüber die Gefangenen, all das wirkte wie ein beängstigender Spuk. Manhard fühlte, daß irgend etwas Furchtbares in der Luft lag, und ein Schauer lief ihm über den Rücken.

Eine Bewegung Samataviris nach dem Fakir hin, und dieser zog aus seiner Tasche eine Flöte hervor, auf der er dann, bald laut, bald leise, stets dieselben fünf lockenden Takte blies.

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W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)