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durch langes Liegenlassen im Meerwasser mit einer Schicht echter Perlensubstanz zu überziehen, gerade so wie die Chinesen und Hindus kleine, aus weichem Stein geschnitzte Götzenfigürchen auf diese Weise mit Perlschmelz überziehen. (Tatsachen.) Ich nehme nun an, daß Beyerle alias Gneifenger die berühmte Perle in jenem Badeorte in eine Austernmuschel – auch diese erzeugen ja zuweilen Perlen – eingeführt und die Muschel an sicherer Stelle im Seewasser verborgen hat in der Hoffnung, daß sie sich etwas vergrößern würde, wodurch ein Wiedererkennen erheblich erschwert worden wäre. Dann hat er sie nach vier Jahren hier mit nach Indien genommen und wird sie wohl sehr bald, wenn er selbst wieder einmal taucht, in einer Muschel mit heraufbringen. Xaver Beyerle ist tot, und Franz Gneifenger kann dann unbesorgt die berühmte Perle als sein wohlerworbenes, hier aus der Meerestiefe herausgeholtes Eigentum weiterveräußern.“[WS 1]




8. Kapitel.

Zwei Tage später gegen Mittag war’s.

Senta Kruse stand auf dem Floß und schaute der Jolle entgegen, die der Alte mit kräftigen Ruderschlägen auf die Brigg zutrieb.

Kaum hatte das Boot angelegt, als sie schon leise, mit mühsam unterdrückter Erregung fragte:

„Hast Du etwas erfahren, Vater?“

Kruse nickte. „Nicht hier – in der Kajüte erzähle ich’s Dir“, meinte er mit ernstem Gesicht, befestigte die Jolle mit der Kette am Fallreep und stieg seiner Tochter voran an Deck.

Als sie sich in der gemütlichen Kajüte befanden,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Auf dieselbe Idee griff Walther Kabel auch in seiner Erzählung Die Jagd nach der Doa-Kawi zurück.
Empfohlene Zitierweise:
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)