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höflich zu bleiben. Hoffte er doch, daß die Wertsachen des jungen Deutschen ihm noch einen kleinen Profit einbringen würden.

„Unter diesen Umständen muß ich mich freilich überzeugen, was diese Dinge wert sind“, meinte er und nahm die goldene Kapseluhr zur Hand, an der eine feingliedrige, lange Kavalierkette hing.

„Lassen Sie sich Zeit mit dem Abschätzen, Herr Segerl“, sagte der Deutsche gemütlich, indem er aus einer silbernen Zigarettendose die letzten drei Zigaretten herausnahm und das Etui dann neben die Busennadel legte. „So – hier, dieses Andenken habe ich noch vergessen. Außerdem steht Ihnen auch noch mein Koffer mit meinen soeben eingepackten zwei Anzügen und der ganzen Wäsche zur Verfügung.“

Segerl schaute etwas überrascht auf, aber nicht unangenehm überrascht. O nein! Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Hier war tatsächlich ein Geschäft zu machen. Diese Deutschen sind doch alle dumm und unpraktisch. Ein anderer wäre ihm sicher unter Zurücklassung des Gepäcks mit der Zeche durchgebrannt.

Inzwischen hatte Felix Manhard in leichtem Plauderton weitergesprochen.

„Ja, Herr Segerl, meine Hoffnung, hier als Redakteur oder Privatlehrer ein Unterkommen zu finden, hat mich eben arg betrogen. Zwei Wochenrechnungen konnte ich bezahlen. Jetzt bei der dritten hapert’s gewaltig. Ich bin vollständig abgebrannt, vollständig, bin aber auch ehrlich genug, Sie nicht betrügen zu wollen, wie Sie sehen. Die Not zwingt mich, andere, sogar jede beliebige Arbeit zu suchen, nur um mich satt essen zu können. Und in einer Stellung als Kohlenschipper oder Zeitungsausträger brauche ich diese bescheidenen Kostbarkeiten nicht mehr.“

Empfohlene Zitierweise:
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)