Seite:Die Perle der Königin.pdf/19

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für die Perlenfischerei freigegeben. Und der alte Kruse war einer der ersten, die den Versuch wagten, hier schnell zu Reichtum zu gelangen. Er hatte einen großen Teil der Bucht als kluger Spekulant gepachtet in der Voraussicht, daß er später kleinere Teile davon an andere Perlenkapitäne würde abgeben können. Hierbei hatte er sich nicht verrechnet, nur mit dem Überschuß, der ihm verblieb, haperte es gewaltig, wie er bald einsah. Er mußte an den Gouverneur von Roxara monatlich eine Pachtsumme abführen, die durch die einkommenden Unterpachten noch lange nicht aufgebracht wurde, so daß er von dem Verdienst aus der auf der „Elisabeth“ betriebenen Perlenfischerei noch ein stattliches Geld beisteuern mußte. Wie er Manhard sicherlich der Wahrheit gemäß erzählte, hatte er bisher monatlich nur einen reinen Überschuß von etwa fünfzehn Pfund (300 Mk.) gehabt, trotzdem er auf seiner Brigg achtzehn Farbige beschäftigte. Von diesen mußten abwechselnd immer zwölf die Muscheln vom Meeresboden durch Tauchen heraufholen, während die übrigen sechs auf dem Vorderdeck die wertvollen Schalentiere in flache, mit Petroleum gefüllte Behälter warfen, wodurch die Tiere in den Muscheln schnell abstarben und diese sich leichter öffnen ließen. Die fleischigen Teile der Muscheln wurden dann genau nach den vielleicht in ihnen enthaltenen Perlen durchsucht, indem man das eigentliche Tier losriß und halb zerquetschte. Die Schalen wurden gesammelt, während die Fleischteile täglich gegen Abend in die offene See entleert werden sollten, was jedoch die wenigsten Kapitäne aus Bequemlichkeit taten. Hätte jede Muschel auch Perlen enthalten, so wäre das ganze Geschäft des Perlenfischens ein glänzendes gewesen. Aber nur jede fünfte barg erfahrungsgemäß eines dieser hochbezahlten Schmuckstücke, und dabei waren die meisten nur von

Empfohlene Zitierweise:
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)