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Kajütaufbaues des Hinterdecks ein junges Mädchen und kam auf die beiden Männer zu.

Felix Manhard zog unwillkürlich tief die Mütze und verbeugte sich. Soviel holde Schönheit hätte er auf der Brigg in diesem entlegenen Weltwinkel nie vermutet.

„Meine Tochter Senta“, stellte der Kapitän vor. „Hier ein Landsmann, Herr Manhard. – Kind, Du mußt hier ein Weilchen die Wache übernehmen“, fuhr er fast zärtlich fort. „Herr Manhard wünscht mich in der Kajüte allein zu sprechen.“

Dann lächelte er sie herzlich an und schritt dem jungen Schriftsteller voraus auf das Hinterdeck zu.

Die Kajüte war ein großer, behaglich eingerichteter Raum. Überall zeigten sich die deutlichen Spuren sorgender, schmückender Frauenhände.

„Wie hübsch Sie es hier haben“, meinte Felix Manhard bewundernd. „Ein Stück Heimat zeigt sich mir ganz unvermutet, echt deutsche, trauliche Gemütlichkeit.“

Der alte Kruse blickte den sonnverbrannten, hageren Mann überrascht an. Aus dessen Worten strömte ihm ja ein so tiefes, feines Empfinden entgegen. Aber er sagte nichts, sondern wies nur mit einer einladenden Handbewegung auf einen breiten, gepolsterten Stuhl.

Manhard setzte sich und begann sofort den rechten seiner dicksohligen Schuhe aufzuschnüren. Dann nahm er die genau passende, lederne Einlegesohle heraus, griff abermals in den Schuh hinein und brachte ein mehrfach zusammengefaltetes Stück Papier zum Vorschein, das er dem Kapitän wortlos hinreichte.

Kruse hatte zunächst ein recht merkwürdiges Gesicht gemacht, als sein Landsmann sich in dieser Weise zu entkleiden begann. Dann pfiff er leise durch die Zähne. Er wußte Bescheid. Das hing sicher mit dem

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W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)