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einem halben Jahre neu entdeckten Perlmuschelbänken verdankte und trotz seines jugendlichen Alters von noch nicht ganz drei Monaten schon jetzt einige dreitausend Einwohner zählte, die sich aus Vertretern aller Nationen und Menschenrassen der ganzen Welt zusammensetzten, freilich nicht aus den besten Elementen. Perlenbänke bilden ja für Abenteurer genau dieselbe Anziehungskraft wie Goldfelder, vielleicht nur mit dem einen Unterschied, daß jene mehr die gescheiterten Existenzen des Seemannsberufes anlocken, da die Perlenfischerei eben ein nasses Geschäft darstellt.

Felix Manhard suchte sich sofort nach seinem Eintreffen in Roxara ein Unterkommen. Es war bereits dunkel gewesen, als der vorsintflutliche Raddampfer an der primitiven Hafenmole des Städtchens festgemacht hatte. Daher war der junge Deutsche froh, als er in einer einem dicken Chinesen namens Fung-Scho gehörigen Hafenkneipe eine Kammer mit einem Maisstrohsack als Bett erhielt. Vorausbezahlung war hier Bedingung. Manhard feilschte um den Logispreis wie der ärmste Hindu, der nach Roxara kam, um sich als Perlentaucher zu verdingen. Dann aß er in der Kneipe, einem stallähnlichen Raum mit langen, in die Erde gerammten Tischen, irgend ein Fischgericht, das gar nicht übel schmeckte, trank dazu ein Glas sogenannten „echt englischen Porters“ und suchte nachher seine Kammer auf, wo er bis in den hellen Morgen hineinschlief. –

Der Zufall wollte es, daß Miß Ethel Fartaday an demselben Abend von dem von ihr beantragten Detektivinstitut Perkins u. Lawson, Bombay, den schriftlichen Bescheid erhielt, der Deutsche Felix Manhard sei in Bombay nicht aufzufinden und habe die Stadt sicher bereits verlassen.

Die junge Engländerin war bitter enttäuscht.

Empfohlene Zitierweise:
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)