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Karl Kautsky, Emanuel Wurm (Hrsg.): Die Neue Zeit
Offener Brief an Jean Jaurès

eigenen Darlegungen über die internationale Lage berufen, und wird die Konsequenz nicht auf seiner Seite sein, wenn er Ihrem Protest gegenüber erklärt: Wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen, wer das Bündnis mit dem zaritischen Rußland als eine Garantie des internationalen Friedens betrachtet, der muß auch alles akzeptieren, was dieses Bündnis befestigt und die Freundschaft pflegt.

Was würde Sie dazu sagen, wenn sich ehemals in Deutschland, in Rußland, in England Sozialisten und Revolutionäre gefunden hätten, die „im Interesse des Friedens“ eine Allianz mit der Regierung der Restauration oder mit der Regierung Cavaignacs oder mit der Regierung Thiers’ und Jules Favres befürwortet und mit ihrer moralischen Autorität gedeckt haben würden?

Nimmermehr kann ich glauben, daß Sie, wie Sie behaupten, in dieser Politik alle französischen Sozialisten hinter sich haben. Zum mindesten kann ich dies nicht von unserem alten Freunde Jules Guesde und ebensowenig von unserem Freunde Vaillant glauben, der eben erst in der französischen Kammer durch das Wutgeheul der ganzen bürgerlichen Meute hindurch mit Donnerstimme den Herzensverbündeten Englands und Frankreichs, den Zaren, mit dem Namen genannt hat, der ihm gebührt!




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Karl Kautsky, Emanuel Wurm (Hrsg.): Die Neue Zeit. J.H.W.-Dietz-Verlag, Stuttgart 1908, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Neue_Zeit,_Bd._2_(1908)_S._592.png&oldid=- (Version vom 21.12.2021)