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Junge stets so getan hatte, als ob ihn das rohe Benehmen und die Habgier und Verachtung aller Moral verratenden Reden der drei Matrosen durchaus nicht abstießen. Ernst Pötter hatte eben sehr bald gemerkt, daß der Steuermann mit der Frigga etwas Besonderes vorhabe. Zu dieser Annahme hatte ihn hauptsächlich der Umstand gebracht, daß die Jacht nicht nur mit Handfeuerwaffen, sondern sogar mit einer Revolverkanone ausgerüstet war. Diese sollte allerdings nur zur Jagd auf Walfische verwendet werden, wie Wend betont hatte. Doch der Kajütjunge hatte sich dabei sein Teil gedacht. Nicht umsonst hatte ihn seine erste Fahrt auf einem in Bergen in Norwegen beheimateten Walfischfänger nach den Gewässern nördlich von Island geführt. Er wußte, daß man Wale nur mit einem Harpunengeschütz jagen kann. – Kurz: Ernst Pötter war in den Augen des Steuermanns um nichts besser als die drei rüden Matrosen. Deshalb weihte August Wend ihn auch gleichfalls in seine Pläne ein, die er den vier Leuten eines Morgens durch folgende Ansprache kundtat:

„Jungens, nachdem ich Euch nun genügend als brauchbare Kerle kennen gelernt habe, will ich Euch einen Vorschlag machen, der Euch, wenn Ihr ihn annehmt, für den Rest Eures Lebens aller Sorgen überhebt. Ich will Euch zu Gold verhelfen, Gold in schönen, dicken Barren! Ihr müßt aber auch mit mir durch dick und dünn gehen! – Wollt Ihr das? – Genug, genug, – Ihr braucht nicht so zu brüllen vor Freude, daß die beiden Haifische da hinten in unserem Kielwasser gleich scheu werden! – Hört mich also an. – Vor vier Jahren war ich Steuermann auf dem Dampfer[1] Najade, der neben wertvollen Fellen auch Goldbarren für mehrere Millionen Mark geladen hatte. Mein Neffe Karl Wend befand sich als Schiffsjunge gleichfalls auf der Najade und gehörte dann, als das Gelbfieber in den australischen Gewässern die Besatzung schnell hinwegraffte, zu den drei Leuten, die außer mir noch der Seuche entgingen. Stürme trieben den Dampfer, den wir vier Überlebenden nur

  1. Vorlage: Damper
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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)