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wahrhaft abenteuerlich hoher Nadelbäume ein geflügeltes Tier von etwa sechs Meter Länge auf, das der mit der Entwicklungsgeschichte der heutigen Tierformen gut vertraute Chemiker als eine Flugeidechse jener Art bezeichnete, die in den Märchen und Legenden später dann als Drachen wiederauflebten. Hier hatte man nun eines dieser Geschöpfe, die die Übergangsform vom Reptil zum Vogel darstellen, lebend und in voller Betätigung seiner Flugfertigkeit vor sich.

Die Eidechsengestalt war deutlich zu erkennen. Zwischen den Beinen und dem Körper spannten sich wie Segel die Flughäute aus. Der lange Schwanz wieder bildete sozusagen den Propeller dieser lebenden Flugmaschine, wie die stete Auf- und Abbewegung bewies. Am merkwürdigsten aber war, daß der Flugdrache, wie die Wissenschaft dieses Zwischenglied von Reptil und Vogel benannt hat, auf seinem Rücken dicht hinter dem Kopf einen hohen Höcker besaß, der in den Umrissen beinahe einem menschlichen Oberkörper ähnelte.

Die geflügelte Eidechse näherte sich sehr schnell, indem sie in recht steilem Gleitflug sich auf den Wasserspiegel des Stromes herabzusenken schien. Bisher hatte die Sonne die Freunde bei der Beobachtung dieses neuen Bewohners des unbekannten Landes stark geblendet. Jetzt aber hatte das Tier eine günstigere Richtung eingeschlagen, und in demselben Augenblick entrang sich auch schon den Lippen der drei Gefährten derselbe erstaunte Ausruf: „– Ein Mensch – ein Mensch!“

Und – wirklich! – Der Höcker auf dem Rücken des Flugdrachens war nichts anderes als ein bärtiger, mit einem hellen Anzug bekleideter Mann! Und dieser Reiter winkte nun den Floßfahrern mit der einen Hand eifrig zu, während er mit der anderen einen langen Bambusstock schwang, den er in recht kräftigen Schlägen auf den Kopf der fliegenden Eidechse niederfallen ließ, woraufhin diese ganz steil auf den See hinabschoß und kaum zwanzig Meter von dem Fahrzeug unserer Freunde entfernt niederging, um

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)