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Seitenschlucht des Tunnels breitete er seine Decke aus und schlief auch sehr bald ein. Vor Erschöpfung hatte er nicht einmal mehr etwas genossen. Die kleine Laterne war von ihm vorsichtshalber ausgelöscht worden. Als er dann erwachte, wußte er auch nicht im entferntesten, wie lange er geschlafen hatte. Seine Taschenuhr, billige Dutzendware aus Nickel, war ihm von dem Steuermann abgenommen worden, da die drei Matrosen der Frigga diesem die goldene Uhr ebenso wie alle anderen Wertsachen geraubt hatten. Nachdem er die Laterne angezündet hatte, aß er hastig ein paar Schiffszwiebacke und brach dann wieder auf.

Wir wollen diesen fluchtartigen Marsch des einsamen Jungen hier nicht näher schildern, sondern nur das Wesentliche unsern lieben Lesern berichten. – Wäre Ernst Pötter nicht so gut an körperliche Anstrengungen gewöhnt gewesen, so hätte er die Mühsale und Entbehrungen kaum überstanden, die er zu erdulden hatte, bis er nach anderthalb endlos langen Wochen, zum Skelett abgemagert, den Ausgang des Tunnels erreichte und zwar gerade am Tage, als die Sonne hoch am Himmel stand. Doch nicht lediglich seinem kräftigen Körper verdankte er seine Rettung. Vielleicht hätte er in Verzweiflung und Mutlosigkeit sich irgendwo niedersinken lassen, wenn nicht eine neue Tafel durch ihre Aufschrift ihm belebende Energie eingeflößt haben würde. Diese Tafel, gleichfalls von Karl Wend und Peter Strupp, dem Sträfling, errichtet, enthielt nämlich für Leute, die vielleicht einmal den Tunnel durchwandern würden, die Mitteilung, daß dieser nach vier Tagemärschen etwa in ein tiefen Tal münde, weiter dann noch Anweisungen, wie man die beiden Leute, die die Tafel hier aufgestellt hatten, in dem unbekannten, von ihnen Gigantea getauften Lande in ihrer Niederlassung auffinden könne, die sie dort, wo bisher außer ihnen noch kein Mensch vorgedrungen, gegründet hätten.

Ernst Pötter hatte sich, als er auf diese Tafel gestoßen war, sehr richtig gesagt, daß der Steuermann ihn nicht überholt haben könne, da dieser dann wohl

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)