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„Wieder einer von den vier Leuten, die vor uns gegangen sind! Karl, mein Neffe, scheint für seine Jahre doch recht widerstandsfähig zu sein! Nun ist nur noch er und Peter Strupp übrig. Ob diese beiden wohl mit dem Leben davongekommen und wieder ans Tageslicht gelangt sind?! Es scheint doch, daß es mit ihrem Proviant recht schlecht bestellt war.“ –

Nachdem dann auch die vierte Marschwoche dahingegangen war, ohne daß irgend welche Anzeichen für das baldige Ende dieses eintönigen Weges sich bemerkbar machen wollten, wurde der Steuermann sehr schweigsam. Die Lebensmittel waren bis auf einen geringen Rest verzehrt, der, selbst wenn die beiden Gefährten nur das Notwendigste an Nahrung verbrauchten, kaum noch für eine weitere Woche ausreichte.

Ernst Pötter traute jetzt dem Steuermann nicht mehr recht, nachdem dieser durch seine Bemerkung am Grabe des Matrosen Jakobsen bewiesen hatte, wie es in Wahrheit in seiner Seele aussah. Das hartnäckige, grüblerische Schweigen dieses Mannes, dem doch ein Menschenleben offenbar sehr wenig bedeutete, machte den Kajütjungen mißtrauisch. Er fürchtete – und dieser Verdacht lag ja so nahe – daß der Steuermann vielleicht mit dem Plane umging, ihn zu beseitigen, um als einzelner Mensch länger mit dem Reste des Proviants auszukommen. Und dieser Argwohn, erst einmal aufgetaucht, setzte sich in dem Hirn Ernst Pötters bald so fest, daß er während der nächsten nächtlichen Rast kaum zu schlafen wagte. So merkte er denn, wie auch August Wend sich unruhig auf seiner Decke hin und herwarf und im Traum allerhand abgerissene Worte murmelte, auf die der Kajütjunge sehr genau achtgab. Plötzlich hörte er dann folgenden, leicht zu vervollständigenden, halblauten Ausruf:

„– will leben bleiben – Gold der Najade – genießen – Muß den Jungen – Unnötiger Fresser – Rettung – für mich –“

Kein Wunder, daß Ernst Pötter vor Entsetzen das Blut in den Adern gerann. Was konnte dies

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)