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dunklen Gewirr ein bleiches Menschengesicht auftauchen! Und dieses Antlitz hatte zwei furchtbare Augen! Unter ihrem steinernen, entsetzlichen Blicke starb mein letzter Widerstand. –

Schweißgebadet erwachte ich.

Es war Morgen. Ich kleidete mich an und ging zu meinem Freunde, wenn ich offen sein soll: sehr zögernd, sehr in Gedanken.

Freund Hintze hatte bereits die schwere eisenbeschlagene, ziemlich umfangreiche Kiste in das Laboratorium schaffen lassen.

Ich begrüßte ihn und – erzählte ihm meinen Traum!

Er lächelte eigen. »Ungefähr denselben hätte ich Ihnen auch erzählen können,« sagte er dann. »Messen Sie ihm irgendeine besondere Bedeutung bei? Haben Sie Ihren Entschluß geändert? Fürchten Sie sich vor der Maschine des Theodulos Energeios?«

»Gewiß nicht. – Aber ganz soll man solche ›inneren Warner‹ doch nicht mißachten.«

»Das unterschreib’ ich! Mit aller Vorsicht wollen wir zu Werke gehen; wir sind ja gewarnt durch den Entdecker selber! Sein Dynamin ist gewiß kein harmloser Körper. Deshalb habe ich hier für Sie und mich Schutzkleidungen besorgt, wie sie bei längerem Arbeiten mit Röntgen- und Radiumstrahlen nötig sind: den mit Bleiplättchen dicht benähten Schutzkittel, die bleierne Gesichtsmaske und die Handschuhe aus Aluminiumgewebe!«

Damit legte er seinen »Strahlenschützer« an, und ich tat das gleiche.

Ich mußte doch lachen, als ich uns beide so maskiert erblickte.

»Ans Werk!« sagte Freund Hintze.

Wir traten an die Kiste heran. Hintze deutete auf die vergilbte Aufschrift.

»Der Kasten ist zwar ein Kubus, der auf jeder seiner Flächen gleich sicher zu ruhen vermag; aber die Aufschrift deutet wahrscheinlich doch die Seite an, die zuletzt geschlossen wurde –«

Und schon hatte er Hammer und Stemmeisen ergriffen und begann den Deckel zu lüften.

Mir wurde doch etwas schwül dabei. – Aber mein Freund arbeitete unbeirrt weiter – und bald war der Deckel ringsum gelöst und ließ sich abheben.

Da lag das unheimliche Ding vor uns, in einer Umhüllung von Papier und Leinwand, beides vergilbt von der Länge der Zeit!

Vorsichtig hoben wir sie aus der Kiste heraus und entfernten stückweise

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Carl Grunert: Die Maschine des Theodulos Energeios. Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1912, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Maschine_des_Theodolus_Energios_005.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)