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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

etwa Mehreres vorzustellen gedächte, als einen stattlichen Festbesucher.

Der gutmüthige Sänger fühlte das doch augenblicklich und wurde etwas verlegen, so auch Justine, welche ihn darum zur Entschädigung weiter führte, als die Herren weggegangen, und ihm das Gut zu zeigen vorschlug.

Zwei gleichgebaute, villenartige Häuser neuesten Styles, welche zunächst dem See in den schattigen Anlagen standen, bezeichnete sie ihm als die Wohnungen der beiden Brüder, wovon jeder schon seine eigene Familie gegründet hatte, ohne deßwegen aus der Gesammtfamilie auszuscheiden. Dann stieg sie mit ihm Wege und Treppen empor bis wo über den Wipfeln der unteren Bäume die Wohnung der Eltern stand, worin sie selber lebte, von etwas älterer Bauart, aber immerhin ein stattliches Herrenhaus, umgeben von Wirthschaftsgebäuden und Ställen; weiterhin sah man lange hohe Gewerbshäuser mit zahllosen Fenstern, welche an die staubige Landstraße grenzten, die hier vorüberführte. Jenseits der Straße aber, an dem ansteigenden Bergabhang, dehnten sich Aecker, Weinberge und Wiesen mit Wäldern von Obstbäumen und hoch über allem diesem zeigte ihm Justine das Haus der Großeltern als den Stammsitz der Ihrigen, in der Abendsonne weit über das Land hin schimmernd

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/392&oldid=- (Version vom 31.7.2018)