Seite:Die Lesung derer Romans, als ein sehr bedenkliches Mittel seine Schreibart zu verbessern.djvu/9

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Hat man nun endlich mit Mühe die vielen Bände geendigt, so ist dieses der größte Nutzen, den man daraus geschöpft hat, daß ich z. E. aus acht Theilen weiß, daß eine Clarissa, weil sie sich mit einem Menschen schlimmer Art, wider ihrer Aeltern Willen, in allzugroße Vertraulichkeit eingelassen, ein unglücklich Ende nimmt. Ist dieses nicht eine Wahrheit, die eine jede Bauersfrau alle Tage und Stunden ihrer Phyllis vorträgt? Die Mund- und Schreibart aber, hat sich bey denen Lesern und Leserinnen im geringsten nicht geändert, und der wahre Vortheil hat darinne bestanden, daß sie die edle und unersetzliche Zeit ohne Nutzen verschwendet haben. Wer die Ehre hat, mit Romanen-Lesern in Gesellschaft zu seyn, (die man eben nicht mit Diogenis Laterne suchen darf,) der gebe doch Achtung, ob sie nunmehro mit mehrerm Feuer und Geiste, als vorhero, ihre Gedanken zu erkennen geben. Wir sind überzeugt, daß er nichts antreffen wird. Wenn auch gleich einige kleine Geister sich eine hochtrabende, schwülstige, der Banise ähnliche Mundart angewöhnet haben, so wird ihnen dieselbe wenig helfen: denn, kommen sie in öffentliche Versammlungen, sollen sie Proben ihrer Beredtsamkeit ablegen, oder etwas vor, oder an den Obern verfertigen, und wollen aus solchen Büchern genommene Redensarten brauchen, so werden sie sich dem spöttischen Urtheile derer Zuhörer aussetzen. Gleiches Schicksal würden diejenigen haben, welche die Muster eines Briefes aus der Pamela oder Clarissa nehmen wollten. O was für ein gefährliches Mittel zur Beredtsamkeit ist dieses! ist denn keine Salbe in