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den 4ten Februar vorigen Jahres schwoll indes die See dergestalt an, und drang so heftig auf die Deiche, daß sie an vielen Stellen durchbrachen, und dadurch ein großer Theil der beiden Marschen überschwemmt wurde. Das eingedrungene Seewasser stand an einigen Stellen noch bis zum Eintritt dieses Sommers in den Canälen und Zuggräben, womit die Marsch in zahlloser Menge durchschnitten ist [1]. Bei jeder Ebbe tritt die See so weit zurück, daß dadurch ein meilenweiter unbelebter Strand zum Vorschein kommt; dieses sind die Watten.

Ditmarschen ist im Ganzen ein sehr gesundes Land. Durch bloßen Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen ist in wenigen Jahren die Volkszahl um einige Tausende gestiegen. Sein feuchtes Klima und die unaufhörlichen Seewinde scheinen den Bewohnern sehr zuzusprechen. Bei feuchter Witterung neigen sich die meisten Krankheiten bald zur Besserung; trockene Hitze und trockene Kälte sind die schlimmsten Zeiten für uns.


  1. Anm. Welch eine Wirkung das Seewasser auf den Boden geäußert hatte, kann man daraus beurtheilen, daß, nach ganz glaubwürdigen Nachrichten, die Gartenfrüchte, z. B. Kirschen, Johannisbeeren, welche im Herbste desselben Jahres in einigen Gegenden, z. B. im Hedwigenkoeg, der gleichfalls unter Wasser gestanden hatte, gepflückt wurden, noch ganz salzig schmeckten.