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Am vierten Tage, als draußen der Lärm des Kampfes einige Stunden vollständig schwieg, beschloß Blenkner daher, in der kommenden Nacht den Versuch zu wagen, sich mit den Gefährten bis zu den deutschen Linien durchzuschleichen. Ob es Nacht oder Tag war, konnten die in der Höhle eingeschlossenen freilich nur durch ihre Uhren feststellen, die sie nie aufzuziehen vergaßen, um nicht jeden Anhalt für eine Zeitberechnung zu verlieren.

Nachmittags gegen sechs begaben die drei sich zu der jetzt mit Erde völlig verstopften Öffnung und wollten gerade vorsichtig damit beginnen, sich einen Ausweg ins Freie zu bahnen, als draußen abermals eine sehr lebhafte Beschießung der Schlucht und zwar offenbar von deutscher Seite her mit den schwersten Kalibern begann. An den gewaltigen Detonationen der krepierenden Granaten und den Erschütterungen der Höhlendecke merkte man, daß das Artilleriefeuer hauptsächlich auf den Westrand der Schlucht gerichtet war. Blenkner hielt es daher für ratsam, vorläufig die Arbeit zur Freilegung des Ausganges zu verschieben. Kaum hatten die Gefährten ihren Lagerplatz wieder aufgesucht, als zwei Geschosse fraglos allergrößten Kalibers dicht neben dem ersten Granattrichter die überlagernden Erdschichten durchschlugen, explodierten und die Höhlendecke von Wand zu Wand unter einem furchtbaren Krach zum Einsturz brachten. Halb betäubt saßen die drei Feldgrauen eine Weile da. Dichter Staub erfüllte die Luft, und große Stücke des Gesteins waren wie Projektile bis in die entferntesten Ecken geschleudert worden.

Nachdem Blenkner als erster sich von dem gewaltigen Schreck erholt hatte, zündete er eine der Acetylenlampen an und besichtigte schnell die Einsturzstelle. Zu seinem

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)