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enttäuscht, daß er in dem unterirdischen Raum nirgends auch nur die kleinste Wasseransammlung entdeckt hatte. Er erklärte dem aufmerksam lauschenden Plautsack, daß Grotten aus ähnlichem Gestein in Thüringen vielfach vorhanden seien, wo er mit seinen Eltern oft die Ferien verbracht habe. Und in jenen mitteldeutschen Höhlen gebe es überall kleine Wassertümpel, ja sogar ganze Seen, in denen besondere Arten von Fischen, Salamandern und Molchen vorkämen, die sämtlich völlig verkümmerte, in der Dunkelheit freilich auch überflüssige Sehorgane besäßen. Jedenfalls dürfte aber in den anderen Teilen dieser Höhle jenseits der tiefen Spalte Wasser zu finden sein, das sie notwendig sich beschaffen müßten, wenn sie hier eine Weile ihr Leben fristen wollten.

Worauf Plautsack kopfschüttelnd erwiderte, dann würden sie wohl auf einen Trunk verzichten müssen, da der trennende Schlund vollkommen unpassierbar sei, eine Äußerung, auf die der schlanke Gefreite mit dem offenen, heiteren Knabengesicht seinerseits achselzuckend erwiderte, er würde schon über die Spalte hinüberkommen. Zunächst hätten sie freilich wichtigeres zu tun, nämlich die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, damit er gleich nach Einbruch der Dunkelheit sich zum Kundschaften in die Schlucht hinaufbegeben könne, wo er auch gleichzeitig etwas Proviant und andere nützliche Dinge, die ihnen ihr Höhlendasein erleichtern könnten, beschaffen wolle.

Der brave, schwerfällige Plautsack sperrte Mund und Ohren vor Erstaunen weit auf. – Wie selbstverständlich dieses junge Kerlchen mit den Gefreitenknöpfen das alles vorbrachte, so, als ob diese Pläne das reine Kinderspiel seien …! – Aber unser behäbiger Musketier hielt den

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)