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zu ziemlich steil im Bogen in tiefere Erdschichten hinab. Die Luft war hier völlig rein, wenn auch etwas kühl. Jedenfalls glaubte es unser Musketier wohl wagen zu dürfen, weiter in diese unterirdischen Räume vordringen zu können.

Langsam schritt er über den harten, unebenen Boden hin, indem er den Lichtkegel seiner kleinen Lampe stets vor sich hertanzen ließ, um nicht etwa in eine vielleicht vorhandene Spalte zu fallen. Wie notwendig diese Vorsicht gewesen war, zeigte sich dann sehr bald. Ein mehrere Meter breiter Schlund, der sich von Wand zu Wand zog, versperrte ihm plötzlich, nachdem er etwa fünfzig Schritte abwärtsgestiegen war, den Weg. Dieses Hindernis focht Plautsack jedoch nicht weiter an. Wenn er sich hier im Schutz einer vorspringenden Ecke der Höhlenwände niedersetzte, war er vor den zudringlichsten französischen Granaten sicher. Das tat er denn auch, nachdem er den schweren Tornister abgelegt hatte. Erst jetzt merkte er, daß ihm sein Gewehr fehlte. Die Fülle der Eindrücke, die in der letzten Viertelstunde auf ihn[1] eingestürmt waren, hatte ihm nicht gestattet, auch an seine bisher so sorgsam behütete Schußwaffe zu denken. Bald überkam ihn eine bleierne Müdigkeit, die die Folge der langen Eisenbahnfahrt und der Schrecken der letzten Nacht war und der er sich trotz seiner Energie nicht entziehen konnte. Er lehnte sich gegen das harte Gestein, schloß die Augen, dachte noch im letzten Augenblick vor dem Einschlummern in das Land der Träume an seine elektrische Taschenlampe, für die er nur noch zwei Ersatzbatterien besaß, schaltete sie noch schnell aus und … schlief ein.

Als er nach langem totenähnlichen Schlummer erwachte,


  1. Vorlage: hin
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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)