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Die Fabrik erzeugt Kammzug und Kammgarn, wozu als Rohmaterial Schafwolle zur Verarbeitung gelangt.

Das große Arbeitspersonal und die vorzüglichen maschinellen Einrichtungen der Fabrik lassen schon vermuten, daß der Umsatz, der jährlich erzielt wird, ein sehr bedeutender sein muß. In der That hat derselbe die Höhe von jährlich 8 Millionen Mark erreicht, ein Resultat, welches um so höher anzuschlagen ist, wenn man bedenkt, daß der Absatz der Fabrik sich lediglich auf Deutschland erstreckt.

Die großen Erfolge sprechen am deutlichsten für die solide Qualität der hergestellten Fabrikate. Die Eigentümer haben in Folge dessen auch davon abgesehen, Ausstellungen zu beschicken. Wir sind der Meinung, daß dieselben mit Recht an ihren Erfolgen Genüge finden und darauf verzichten, sich auf Ausstellungen Anerkennungen zu holen, die ihnen sicher zu Teil werden würden.

Dagegen hat die Königlich Sächsische Staatsregierung wiederholt die Verdienste der Fabrik-Inhaber anerkannt und zwar durch Verleihung des Verdienstkreuzes I. Klasse vom Albrechtsorden an den Begründer der Firma, den am 25. April 1883 verstorbenen Herrn Heinrich Dietel. Ein Sohn des Vorgenannten, Herr Gottlob Dietel, erhielt den Titel „Königlich Sächsischer Commerzienrat.“ Leider wurde derselbe zu frühe durch den Tod von seiner erfolgreichen geschäftlichen Thätigkeit, am 16. November 1887, abgerufen. Eine ganz besondere Auszeichnung aber wurde der Fabrik zu Teil durch den Besuch, welchen Se. Majestät König Albert dem Etablissement im Juli 1883 abstattete, bei welcher Gelegenheit Se. Majestät eingehende Kenntnis aller Fabrikeinrichtungen und des Fabrikationsbetriebes nahm und über das Gesehene Seine volle Befriedigung und hohe Anerkennung aussprach.

Die jetzigen Inhaber der Fabrik sind zwei jüngere Söhne des Begründers, die Herren Gustav und Guido Dietel.

Auf die schon Eingangs erwähnten Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter und Beamten der Fabrik zurückkommend, erwähnen wir, daß von den Geschäftsinhabern eine Alters- und Invalidenkasse begründet wurde, welche bis jetzt von denselben mit einer Summe von M. 75 000 an Kapital und Zinsen dotiert worden ist. Arbeiter und Beamte zahlen keinerlei Beiträge. Ferner wurde am 1. Januar 1880 eine Spareinrichtung für das gesamte Personal getroffen, welche von den Geschäftsinhabern mit einem Kapital von M. 12 700 ausgestattet wurde; in dieselbe sind bis jetzt M. 33 000 Spareinlagen eingezahlt worden.

Schöner als durch diese Zuwendungen konnten die Geschäftsinhaber ihren humanen Bestrebungen für das Wohl ihrer Untergebenen nicht Ausdruck geben. Dafür ist ihnen aber der wärmste Dank aller gutgesinnten Arbeiter gewiß. Sie haben sich damit ein Denkmal gesetzt, das in hunderten armer Familien unzerstörbar sein und bleiben wird.

Andererseits wird das erhabene, edle Beispiel nicht ohne Nachahmung bleiben und die freilich erst in der Zukunft liegenden günstigen Einwirkungen auf die Hebung des Nationalwohlstandes im Zwickauer Kreis werden den Namen der Firma, welche den Grund zu dieser Verbesserung gelegt hat, niemals der Vergessenheit anheimfallen lassen und unter den großen Wohlthätern des Zwickauer Kreises wird der Name Dietel noch bei späteren Geschlechtern mit Dank und wahrer Verehrung genannt werden! –

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/73&oldid=- (Version vom 23.2.2020)