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Robert Zöbisch in Plauen i./V.
Chemische Bleicherei, Färberei und Appretur-Anstalt.

Wenn je Fleiß und Ausdauer großartig belohnt worden sind, so ist die Entwickelung der Chemischen Bleicherei, Färberei und Appretur-Anstalt von Robert Zöbisch in Plauen i./V. ein erhabenes Denkmal, das der Gründer sich selbst geschaffen in unermüdlicher Thätigkeit, in rastlosem Streben, stets die neuesten Erfindungen der Branche auszunutzen und die auf Grund eigenen ernsten Forschens und Strebens basierenden Neuerungen und Fortschritte praktisch anzuwenden und zu verwerten. Wem so Herrliches und Großes, wie dem Gründer der Firma Robert Zöbisch in Plauen i./V., dem noch heute rüstig wirkenden Herrn Robert Zöbisch gelungen, der findet in sich selbst, in seinen Errungenschaften den schönste Lohn, die größeren Wert haben als alle Anerkennungen, die ihm von vielen Seiten geworden sind.

Im Jahre 1845 wurde die Firma von dem jetzigen Inhaber unter den bescheidensten Verhältnissen in Lengenfeld i./V. gegründet. Schon als Kind von seinem Vater, der eine Appretur und Spannerei im kleinsten Maßstabe betrieb, zu strenger Arbeit angehalten, lernte der Knabe alle Arbeiten der Branche selbst praktisch ausführen. 21 Jahre alt, gründete Herr Robert Zöbisch mit seinen in den damaligen Verhältnissen sauer ersparten 90 Thalern, in einem ermieteten Raume eine Spannerei, in welcher er drei Arbeiterinnen beschäftigte. Durch Intelligenz und reiche praktische Erfahrungen unterstützt, hatte er sich der besten Erfolge zu erfreuen; von Jahr zu Jahr wuchs und vergrößerte sich das Geschäft. Auf wie sicheren Grundlagen die Firma bereits ruhte, zeigte sich im Jahre 1855, in welchem eine Feuersbrunst die Fabrik, in welcher die von Robert Zöbisch gemieteten Räumlichkeiten sich befanden, total zerstörte. Herr Robert Zöbisch war in der glücklichen Lage, nunmehr ein eigenes Fabrikgrundstück käuflich zu erwerben und zwar die damals noch sehr kleine Heynig’sche Appretur-Anstalt in Plauen i/V. In erweitertem Maße wurde nunmehr die Bleicherei und Appretur baumwollener Weißwaaren betrieben.

Im Besitz eines nur Herrn Robert Zöbisch bekannten vorzüglichen Apprets für Mull, erwarb er sich bald einen großen Kundenkreis. Die erheblich vermehrten Bestellungen veranlaßten den Gründer im Jahre 1862 ein größeres Fabrikgebäude hinzuzubauen. – Später fand die französische Mull-Appretur mehr und mehr Aufnahme in Deutschland, in Folge dessen Herr Robert Zöbisch, die Nützlichkeit mit klarem Blicke erkennend, seine Fabrikation sehr rasch nach dieser Methode einrichtete und die dafür erforderlichen Maschinen aufstellte. Der Erfolg dieser Maßregel war ein ganz außergewöhnlicher. Die Vermehrung der Aufträge war rapid und führte endlich im Jahre 1872 zu der Notwendigkeit, noch eine neue große Fabrik mit vollständiger, von der alten gesonderter Einrichtung, zu erbauen. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter stieg nach und nach auf circa 200 Personen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/424&oldid=- (Version vom 23.2.2020)