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Gottl. Fr. Thomas & Sohn in Lengenfeld i. Voigtl.
Filztuch-Fabrik.

Dem Begründer der Firma, dem Groß- beziehentlich Urgroßvater der jetzigen Fabrikbesitzer, Herrn Christoph Friedrich Thomas, gebührt das Verdienst, die Filztuchfabrikation in Sachsen eingeführt zu haben. Im Jahre 1820 begann derselbe mit der Filztuchfabrikation; die zur Herstellung erforderliche Schafwolle mußte damals in mühevoller Weise auf Handkrempeln und Handspinnrädern zu Garn gesponnen werden, während der Stoff selbst auf Handstühlen gewebt wurde.

Die damals gefertigten Filze fanden in Büttenpapiermühlen in verschiedenen Längen und Breiten je nach Größe und Benennung der Papiersorten als: „Median-, Lexikon-, Royal-, Consent-, Bolomet-, Elephant-, Doppel, Klein- und Leipziger-Druckformat, in Sätzen, sogenannte Puschte, von je 182 Stücken als Unterlagen beim Gautschen und Auspressen des nassen Handpapiers Verwendung.

Die mächtige Entwickelung, in welche die Papierfabrikation in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts eintrat und die durch die Einführung des Holzschliffs und des Cellulosestoffes sich immer bedeutender gestaltete, war die Veranlassung, daß die Nachfolger des Begründers der Firma Gottl. Fr. Thomas & Sohn in Lengenfeld i. V., nämlich Herr Gottlob Friedrich Thomas sen., später dessen Sohn, Herr Franz Louis Thomas und dessen Enkel, Herr Gottlob Friedrich Thomas jr., den erhöhten Anforderungen an die Filztuchfabrikation entsprechend, die Fabrik bedeutend vergrößerten, sie mit den neuesten und erfahrungsgemäß vorzüglichsten Hilfsmaschinen ausrüsteten und nichts verabsäumten, um deren Leistungsfähigkeit stets auf der Höhe der Zeit zu erhalten. Derart allen an sie gestellten Anforderungen vollkommen gewachsen, zugleich mit Fleiß und fachmännischer Umsicht arbeitend und die Fabrikation nur solidester Stoffe als Prinzip betrachtend, konnte es nicht ausbleiben, daß die Firma alsbald eine hochgeachtete Stellung innerhalb ihrer Branche im In- und Auslande einnahm und dieselbe bis auf den heutigen Tag zu behaupten wußte.

Als Beweis für das hohe Ansehen, welches die Firma genießt, ist der Umstand zu erwähnen, daß das Absatzgebiet ihrer Fabrikate sich auf alle Länder Europas erstreckt.

Abnehmer der Fabrikate sind sowohl Papier-, als auch Pappen-, Holz- und Strohstoff-, sowie Cellulose-Fabriken, ferner auch Appretur-Anstalten.

Als Rohmaterial gelangt Schaf- und Baumwolle zur Verwendung. Die zur Fabrikation dienenden Maschinen werden durch Dampf- und Wasserkraft getrieben.

Schließlich möge nicht unerwähnt bleiben, daß der Firma für ihre Leistungen auf der Internationalen Ausstellung für die gesamte Papierfabrikation zu Berlin im Jahre 1878 der Ehrenpreis zu Teil wurde! –

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/404&oldid=- (Version vom 23.2.2020)