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Eine seit einigen Jahren eingerichtete, mit betoniertem Bade- und Schwimmbassin versehene Badeanstalt erhält das Wasser aus dem Betriebe und können die Angestellten und Arbeiter für wenige Pfennige die Wohlthat eines erfrischenden, kräftigenden Bades genießen.

Die Frage, was ein derartig gegliederte, mit solch’ zeitgemäßen, vollkommenen Betriebseinrichtungen ausgestatteter Apparat zu leisten vermag, findet wohl am besten Beantwortung durch die Thatsache, daß im Reichenbacher Etablissement allein im Durchschnitt täglich 1000 Stück Waren der verschiedensten Wollengewebe und Qualitäten zur Veredelung gelangen und daß dieselben je nachdem die Seng-, Wasch-, Walkmaschinen, Farbfässer, Rahmen-, Scheer-, Gummiermaschinen, Kalander, Dekatiermaschinen und ohne Ausnahme die Pressen passieren müssen. Nach dem Pressen kommen sämtliche Waren zum Abmustern, d. h. zur Prüfung der Fehlerfreiheit jedes einzelnen Stückes bezüglich der Farbe sowie der Appretur.

Von dieser Station aus werden die Stücke – sauber zusammengelegt und ins Stückende eingeschlagen – den einzelnen Versand-Expeditionen zugeteilt und zumeist unverpackt in die mit wasserdichten Planen und Bezügen versehenen Waren-Transportwagen verladen. Ein Teil der Waren aber gelangt sofort nach erfolgter Durchsicht in die Accomodur, um hier noch die Aufmachung – eine gefällige, formgerechte Packung und Umhüllung einfacher bis elegantester Art – zu erhalten, wozu mehrere mit größter Genauigkeit arbeitende Maschinen im Gange sind.

Letztgedachte Waren werden dann einzeln in größerer Zahl als Poststücke oder in Transportkisten durch die Bahn, vielfach direkt an die Händler nach allen Richtungen versendet.

Während die Aufnahme der eingehenden Waren in einer mächtigen Rohwarenhalle konzentriert ist, von welcher aus jedes Stück dirigiert wird, erfolgt der Ausgang fertiger Waren von mehreren Abteilungen aus; zwischen jenem „Beginn“ und diesem „Fertig“ aber liegt eine Fülle interessanter Veredelungsformen und schrittweiser Ausrüstung der verschiedenen Gewebearten.

Zu all diesen Manipulationen ist freilich ein inniges Verketten von Menschenfleiß und körperlicher Ausdauer mit den zahlreichen maschinellen Kräften Bedingung; und in der That läßt sich auch hier überall ein wohlgeordnetes Ineinandergreifen aller einzelnen Faktoren wahrnehmen.

Ein schönes Bild von emsiger Thätigkeit und großer Vielseitigkeit in dem gesamten Betriebe sowohl, als auch von weitgehender Fürsorge für Sicherheit und Wohl des Arbeiterstammes entrollt sich allenthalben.

In Allem groß, vollkommen und imposant tritt bei unserm Scheiden diese Schöpfung nochmals hervor, ihr Wachstum aber und die ihr gewordenen Erfolge lassen unbedingt schließen auf eine viele Jahre in fester Hand vereinte zielbewußte Leitung des Schleber’schen Etablissements, das mit Recht seinen ehrenvollen Platz einnimmt in der Groß-Industrie unseres sächsischen Vaterlandes!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/366&oldid=- (Version vom 23.2.2020)