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Zwei große Dampfmaschinen mit 4 Kesseln bilden die Triebfedern für die große Anzahl Hilfsmaschinen mit ihrem ordnungsmäßigen und präzisen Ineinandergreifen. Ueber 300 Arbeiter sind zum Teil an diesen Maschinen, zum Teil mit Handarbeit in den Fabriken beschäftigt, außerdem sind mehr als 200 in eigener Behausung für die Firma thätig. Die hellen, vorzüglich ventilierten, erwärmten und meistens elektrisch beleuchteten Arbeitsräume, die mit ihrer musterhaften Ordnung und Sauberkeit von der Umsicht der Eigentümer beredtes Zeugnis ablegen, bieten den Arbeitern einen gesunden angenehmen Aufenthalt und lassen zugleich erkennen, wie überhaupt in keiner Beziehung gespart wird, wo es das Wohl derselben gilt. Hiernach ist es auch erklärlich, daß sich in dem Etablissement ein tüchtiger Beamten- und Arbeiterstamm herangebildet hat, bei welchem 25jährige Jubiläen nicht zu den Seltenheiten gehören. Bereits 16 Werkführer und Arbeiter sind bei festlichen Gelegenheiten, wie das 50jährige Geschäftsjubiläum, Einweihung eines neuen Fabrikgebäudes u. s. w., mit Medaillen, Ehrendiplomen und ansehnlichen Geschenken etc. ausgezeichnet worden.

Es ist natürlich, daß ein so trefflich geleitetes Etablissement auch vorzügliche Waren liefert und zwar meist Spezialitäten, wie Satteldecken, Satteldecken-, Piano- und Teppichfilze, Filze für Schuhwaren, technische und hygienische Zwecke, ferner Filzschuhwaren – alles Fabrikate, die in ihrer Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit tonangebend sind, und nicht allein in unserem deutschen Vaterlande, sondern in den meisten Ländern Europas und der übrigen Erdteile sich Eingang verschafft haben. So kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Firma mit ihren Leistungen auf allen großen Ausstellungen, die sie beschickte, Anerkennung fand, wenn sie bereits auf der Chemnitzer Industrie-Ausstellung 1867 prämiiert, sodann auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 für „vorzügliche Arbeit und ausgezeichnete Qualität der Satteldecken, Filze und Filzschuhwaren“ mit dem ersten Preise gekrönt wurde und auch auf der Leipziger Wollwaren-Ausstellung 1880 den ersten Preis errang.

Eine weitere Auszeichnung erhielt der ältere Inhaber, Herr Ambrosius Marthaus, indem Se. Majestät König Albert von Sachsen geruhte, ihn 1885 zum „Königlich Sächsischen Kommerzienrat“ zu ernennen. Schon vorher, im Jahre 1878, war dem Etablissement die hohe Ehre des Besuches Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen zu teil geworden, bei welcher Gelegenheit Allerhöchstderselbe nach Besichtigung der Einrichtungen und Förderungsmittel Seine volle Anerkennung auszusprechen geruhte. Verschiedene spätere Besuche hoher Staatsbeamten brachten den Besitzern neue Ehren und Anerkennungen.

Indem wir noch die Schlußworte der Jubiläumsschrift, worin Herr Kommerzienrat Marthaus sagt:

„Deshalb blicke ich mit Dank zu Gott und mit Vertrauen auf meine wackeren Mitarbeiter in die Zukunft, in der Hoffnung, daß die Freudensonne, welche nach dem ersten halben Jahrhundert des Bestehens der Firma Ambrosius Marthaus auf das Werk herniederschaute, mir auch ferner leuchten möge. Von Ulrich von Hutten’s Wahlspruch: „Rast’ ich, so rost’ ich!“ beseelt, wird im Hinblick auf das Geschaffene, das weitere Fortschreiten und die Erreichung der höchsten Stufe der Fabrikation und Leistungsfähigkeit der Branche mein ständiges Ziel sein!“

hier wiedergeben, beenden wir unseren Bericht von der Entstehung, Entwickelung und hohen Blüte eines der angesehensten, leistungsfähigsten und bestgeleiteten Etablissements unserer heimischen Groß-Industrie!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/263&oldid=- (Version vom 23.2.2020)