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Zwickauer Porzellanfabrik,
Unger & Schall in Zwickau i./S.

Die Zwickauer Porzellanfabrik, Unger & Schall zählt zu den jüngsten Firmen unserer heimatlichen Groß-Industrie. Im Jahre 1884 erwarb der Mitinhaber und Begründer der Firma Herr Hermann Unger das Terrain der früheren Friesner’schen Maschinenfabrik mit sämtlichen darauf befindlichen Gebäuden zur Etablierung einer Porzellanfabrik, zu welchem Zwecke die vorhandenen Fabrikgebäude einem entsprechenden Umbau unterzogen werden mußten. Nachdem Herr Schall im Jahre 1887 zunächst als Prokurist, seit 1. Januar 1889 als Teilhaber in die Firma eingetreten war, wurden die Fabrikanlagen bedeutend erweitert. Drei neue Brennöfen wurden gebaut, auch neue Schmelzanlagen sowie Contor- und Wohngebäude errichtet.

Die Fabrik arbeitet mit Dampfkraft; eine Maschine von 30 Pferdekräften ist erforderlich um die zahlreichen Hilfsmaschinen in Betrieb zu setzen. Die Anzahl des Arbeiterpersonals beläuft sich zur Zeit auf 250 bis 300.

Bezüglich der Fabrikationsmethode ist zu bemerken, daß die Firma ausschließlich Export-Artikel fabriziert, aus welchen als Hauptartikel Gegenstände für den Haushaltbedarf: wie Theeservice, Tassen, Leuchter, Becher, Krüge, Senfgestelle in eigensten Façons u. s. w. hervorzuheben sind.

Der Export der Firma ist trotz der kurzen Zeit des Bestehens derselben ein sehr ausgedehnter; er erstreckt sich vorzugsweise auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Canada, Südamerika, England und auf die englischen Kolonien.

An Materialien verwendet die Firma zur Herstellung ihrer Fabrikate: Porzellanerde, Feldspat, Quarz und feuerfesten Thon; diese Rohstoffe werden zum größten Teil aus Bayern, Sachsen, Böhmen, Norwegen und England bezogen.

Zu erwähnen ist noch, daß die Einrichtung der Fabrik den neuesten Fortschritten der Technik in jeder Hinsicht entspricht. Sowohl die Konstruktionen der Arbeitsmaschinen als auch die der Schmelzanlagen und Brennöfen sind nach den besten Systemen gewählt, und die bauliche Einrichtung der Arbeitsräume ermöglicht einen gesundheitsdienlichen Aufenthalt für die Arbeiter. Gleichzeitig ist das Personal durch zweckmäßige Schutzvorrichtungen vor Unfällen im Betriebe möglichst geschützt. Außerdem hat die Firma durch Errichtung einer eigenen Fabrik-Krankenkasse in Krankheitsfällen für ihr Arbeitspersonal Vorsorge getroffen.

Den vorzüglichen Einrichtungen und der fachmännischen Leitung hat es die Firma wohl in erster Linie zu verdanken, wenn dieselbe trotz ihrer Jugend bereits zu den leistungsfähigsten und achtungswertesten ihrer Branche gezählt wird!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/202&oldid=- (Version vom 23.2.2020)