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Jahre in stiller, aber zielbewußter Arbeit die wesentlichsten Verdienste. 1870 fand er die Gelegenheit, unter günstigen Verhältnissen seine Feldherrnbegabung zu zeigen.

Keinem Deutschen ist es unbekannt geblieben, von keinem Deutschen kann es jemals vergessen werden, welche Beihülfe zur Niederwerfung des französischen Erbfeindes und zur Aufrichtung des Deutschen Reiches unser Kronprinz 1870 geleistet hat. Hat doch der unvergleichliche Schlachtendenker selbst in dem sächsischen Königssohne Seinesgleichen erkannt und ihm vor allen anderen deutschen Generalen den höchsten Ehrenpreis zugesprochen! Nachdem er bei Gravelotte und St. Privat seine Bedeutung als Stratege offenbart, wurde ihm die Führung der selbständig operierenden IV. Armee übertragen. Bei Beaumont und Sedan und später vor Paris traten die Vorzüge seiner Heeresführung deutlich hervor. Unter den Helden, die dem deutschen Volke Kaiser und Reich erstritten, stand Kronprinz Albert in der ersten Reihe. Jubelnd empfing ihn das deutsche Volk am 16. Juni 1871 bei dem Einzuge in Berlin, jubelnd empfing ihn das sächsische Land am 12. Juli in Dresden. Vertrauensvoll blickt Deutschland seit jenen Tagen auf den in schwerer Zeit erprobten Helden, und wiederum werden, wenn es nötig sein sollte, mit siegesgewisser Begeisterung unter seiner Führung Deutschlands Krieger zum Kampf ausziehen, das Vaterland, sei es gegen Westen oder gegen Osten, zu verteidigen.

Um 29. Oktober 1873 folgte der Kronprinz dem Vater auf dem ererbten Königsthrone.

König Albert ist eine der sichersten und festesten Säulen und Stützen des deutschen Kaisertumes, zu dessen Begründung und Aufrichtung gerade sein Schwert so erfolgreich mitgearbeitet hatte. Der deutsche Kaiserhof wußte es und weiß es, daß es in Deutschland keinen treueren Reichsgenossen giebt, als König und Volk und Heer in Sachsen. Hand in Hand sind in allen entscheidenden Fragen zwei Jahrzehnte hindurch die Reichsregierung und die sächsische Regierung gegangen. Wie König Albert dem kaiserlichen Heldengreise ein unlöslich fester Gehilfe gewesen, zu jeder Leistung in jedem Augenblicke bereit, so bot er dem jugendlichen Herrscher, der heute die Kaiserkrone trägt, als selbstloser, unbedingt zuverlässiger Ratgeber sich dar: innige Freundschaft und Gemeinschaft halten König und Kaiser miteinander verbunden.

Die Art und Weise, wie König Albert seit 1873 die Regierung des Sachsenlandes geführt hat und führt, ist ganz dazu angethan, Bewunderung und Verehrung und Liebe in den Herzen seiner Unterthanen und aller übrigen Deutschen zu entzünden. Er hat sein Leben in den Dienst seines Volkes gestellt. Das Wohlergehen des ihm anvertrauten Volkes ist der Mittelpunkt seines Denkens und Fühlens: er lebt ausschließlich den Interessen seines Volkes.

Hier in unserem Sachsen hat sich während des letzten Menschenalters die Eigenart deutschen Verfassungslebens aufs trefflichste bewährt. Königtum und Volksvertretung arbeiten und wirken hier einträchtig und einsichtig zusammen zum Heile von Staat und von Volk. Keine Eifersucht spaltet die Interessen der Krone von denen des Volkes; besonnen und überlegt schaffen vielmehr alle Faktoren des staatlichen Lebens gemeinsam an der Weiterentwicklung der staatlichen und öffentlichen Einrichtungen, um allmählich und schrittweise die Anforderungen der Neuzeit ins Leben zu führen. Auf allen Gebieten schreitet eine maßvolle Reform vorwärts, ohne Hemmungen und Erschütterungen, ohne Übereilungen und Rückschläge.

Auf alle Gebiete des staatlichen Lebens erstreckt sich Bemühung und Sorge unseres Königs. Kunst und Wissenschaft, Kirche und Schule, Handel und Industrie erfreuen sich seiner thatkräftigen Fürsorge; auf Hebung und Förderung des materiellen Wohles der arbeitenden Klassen richtet sich

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/11&oldid=- (Version vom 29.12.2019)