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aufgestellt wurden. Aber das Geschäft wuchs stetig und die Maschinentechnik vervollkommnete sich. So wurden die Räume bald zu eng, und im Jahre 1877 mußte deshalb die Fabrik bedeutend vergrößert werden, besonders um die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete des Maschinenwesens nutzbar zu machen.

Nicht nur in materieller, sondern auch in geistiger Weise suchte die Firma Reinhold Esche die Strumpfindustrie zu fördern und zu heben. Ihrem Einfluß und ihrem thätigen Eingreifen ist nicht zum geringsten die Gründung einer Fachschule für Wirkerei zu verdanken. Dieses im Jahre 1869 in Limbach errichtete Institut war bis vor wenigen Jahren die erste und alleinige theoretische und praktische Lehrstätte für alle verwandten Industriezweige im In- und Auslande und manche tüchtige Kraft erhielt hier ihre Ausbildung.

Die Firma Reinhold Esche strebt nicht nach dem Glanz äußerlicher Auszeichnungen, nach Prämien und Medaillen, deshalb unterließ sie es bis jetzt stets, die Ausstellungen zu beschicken; ihren größten Ruhm und ihre schönste Auszeichnung erblickt sie in dem festen und stetig wachsenden Stamme einer treuen Kundschaft, welche die Akkuratesse und die Reellität, die sich das Geschäft vom Anbeginn zum leitenden Prinzipe gemacht hat, anerkennt und zu schätzen weiß.

Dennoch konnten bei so andauerndem Fleiß und so reger Thätigkeit auch äußere Auszeichnungen der Firma nicht fehlen. Bereits im Jahre 1861 war ihr die hohe Ehre zuteil geworden, Se. Majestät den Hochseligen König Johann bei sich empfangen zu dürfen und im Juli 1885 erfolgte der hohe Besuch Sr. Majestät des Königs Albert, Allerhöchstwelcher das Etablissement mit dem größten Interesse besichtigte und von der Herstellung der verschiedenen Erzeugnisse eingehend Kenntnis nahm.

Das Geschäft erfreut sich eines alten und langjährigen Bestandes von Beamten und Arbeitern, denen zum Teil auch schon staatliche Auszeichnungen zugeführt werden konnte.

Die erzeugten Waren bestehen hauptsächlich in baumwollenen, flor- und halbseidenen Artikeln. Das Absatzgebiet erstreckt sich bereits über alle fünf Erdteile und ist noch in steter Zunahme begriffen.

Die mehr als ein Jahrhundert umspannende Geschichte der Firma Reinhold Esche entrollt uns ein Bild rastlosen Strebens und segensreicher Thätigkeit. Möge diese alte wohlbegründete und auch von ihren gegenwärtigen Inhabern so trefflich geleitete Firma auch in Zukunft gedeihen und sich desselben hohen und ausgezeichneten Rufes erfreuen bei Enkeln und Urenkeln!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/105&oldid=- (Version vom 23.2.2020)