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Franz Fröbel, Eisengießerei und Maschinenfabrik
Constantinhütte bei Freiberg i. S.

Wer des „edlen Bergwerkes“ unkundig ist, der hat meist einen sehr unklaren Begriff von diesem Zweige menschlicher Erwerbsthätigkeit; denn ist es schon an und für sich schwierig, die Arbeit des Bergmannes in dunkler Tiefe dem Nichtfachmanne zu schildern, so kommt noch hinzu, daß der heutige Stand der Montanindustrie himmelweit verschieden ist von dem früherer Jahrzehnte und daß alle Vorstellungen davon, die zumeist noch aus der alten Zeit auf uns überkommen sind, durchaus irrig und oft geradezu naiv sind. Vor allem hat man keine Ahnung davon, welch gewaltiges, kunstreiches Maschinenmaterial ein Schacht in seinem Inneren birgt – Maschinen, die mit denen des größten Fabriketablissements konkurrieren können, und die trotzdem mühsam, in einzelne Teile zerlegt, nur stückweise in die Tiefen der Erde gebracht werden können. –

Eines der berühmtesten Etablissements für derartige Konstruktionen ist die Fröbel’sche Eisengießerei und Maschinenfabrik bei der alten Bergstadt Freiberg. Gegründet im Jahre 1848 von Hermann Wittig als einfache Eisengießerei mit nur 6 Arbeitern, begann es unter den bescheidensten Verhältnissen und setzte sich zum Ziele, den Bedarf der Freiberger Gruben und Hütten an Gußeisenwaren zu decken. Damals wurde ihm auch von dem Freiberger Oberberghauptmann Constantin Freiherr von Beust der Name „Constantinhütte“ verliehen. Bald indes mußten die Werkstätten erweitert werden und besonders vom Jahre 1870 an datiert ein bemerkenswerter Aufschwung. Im Jahre 1872 wurde dann von dem jetzigen Besitzer die Maschinenfabrikation eingerichtet; 1890 endlich wurden der Hauptbau für Montage, eine Turbinenanlage und eine solche für elektrische Beleuchtung angegliedert.

Gegenwärtig produziert die Firma Franz Fröbel sämtliche Maschinen für Berg- und Hüttenwesen: Fördermaschinen, Wasserhebemaschinen, Aufbereitungs-, Kompesser-, Lufthaspel-, Gebläsemaschinen u. a. Ihr Absatzgebiet sind alle Bergbaudistrikte der Welt, und kann sie in dieser Beziehung auf eine Reihe wahrhaft großartiger Leistungen zurückblicken. Die größte Förderanlage des Freiberger Bergreviers auf Kgl. Grube Himmelfarth Fundgrube, die Maschinen in den Kgl. Hüttenwerken, die Gebläsemaschine auf den Kgl. Muldener Hütten, die im Juli 1892 von Sr. Majestät König Albert eingehend im Betrieb besichtigt wurden – alle diese Werke gingen aus den Werkstätten der genannten Firma hervor. Auch die Fördermaschine auf Tiefbauschacht II des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktien-Vereins in Schedewitz bei Zwickau ist von ihr geliefert worden und ebenso versorgte sie mit ihren renomierten verbesserten Kalifornierpochwerken die Kgl. sächsischen Hütten und Werke in Westfalen, Frankreich, Griechenland, Kleinasien.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/100&oldid=- (Version vom 23.2.2020)