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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

Als die Literatur noch nicht unabhängig war, begründete ein gutes Werk das Glück eines Mannes.

Heute muß man in einem fort arbeiten und verkaufen; — die Feder steht nicht mehr im Dienste des Geistes, sondern des Hungers; — man fühlt sich nicht gedrungen, etwas zu sagen, wohl aber, zu Tische zu gehen.

Man macht Meisterwerke, wie man in Wirthshäusern Sonntags die Suppe bereitet: — man schüttet immerzu Wasser auf die anfängliche Fleischbrühe.

Man hat den Nachruhm unterdrückt, — dieß Paradies verunglückter oder verhungerter Schriftsteller, — denn man muß essen, so lange man lebt.

Noch eine kleine Anekdote, Herr Augustin, es ist eine kleine Lästergeschichte über zwei große Talente: — Herr von Balzac und Herr Alexander Dumas haben sich überworfen.

Bei der letzten Reise des Herrn Dumas, — als er von Florenz kam, ohne — zum allgemeinen Erstaunen — einen neuen Orden mitzubringen, richtete es ein Freund der beiden Dichter so ein, daß sie den Abend zusammen zubrachten; — sie reden sich nicht an; — gegen Mitternacht geht Herr de Balzac fort, und läßt, indem er an Herrn Dumas vorbeigeht, die Worte fallen: „wenn ich mich ausgeschrieben habe, so will ich Schauspiele machen."

„So fangen Sie doch auf der Stelle an," — versetzt Herr Dumas.

Die Polizei.

Ich will Ihnen von der Polizei nur ganz oberflächlich sprechen, Herr Augustin, der Franzose hat einen Abscheu vor der Polizei. Dieser Abscheu, der anfangs ganz ungerecht war, gelangt nun dazu, im vollkommenem Recht sich zu befinden.

Bei einer Emeute, wenn die Polizei gleich am Anfange herzukömmt, so heißt es: „Man gibt durch die ungeschickte Einmischung einem unbedeutenden Auflaufe erst den ernsten Anstrich.“ Wenn die Polizei dagegen wartet, bis der Auflauf zu einem gewissen Grade gestiegen, so sagt man wieder: Statt das Geschrei einiger Gassenbuben gleich im Entstehen zu unterdrücken, läßt die Polizei eine kleine Unordnung zur beunruhigenden Emeute ausarten. Wenn ein Agent der geheimen Polizei einen Dieb arretirt, so machen die ängstlichen Mienen Beider unmöglich, es herauszufinden, wer eigentlich der Dieb unter ihnen sei. Und hüten Sie sich ja, sich zu irren, denn der Dieb könnte es leicht übel nehmen, daß Sie ihn für einen Polizeimann halten.

Es war der Moral und Sitte gemäß, daß man die Stadtsergeanten uniformirt hat; aber diese Maaßregel hätte allgemein gemacht werden müssen. Es gibt noch einen Theil der Polizei, und dieß ist der größte, der, wie die Diebe zu Werke geht, das heißt, durch Ueberfall und aus dem Hinterhalt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)