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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

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nicht bedarf, deren Anschaumig aber dem nicht sehr phantasiercichen Leser nöthig ist, um ein lebensvolles Bild zu gewinnen; ergänzend aus der Geschichte, der Gegend- und Sittenschilderung den Gefühlen und Gedanken der Handelnden zu liefern, was der Dialog im Drama, zumal bei dein Zweck für die Darstellung, uicht gestattet zu entfalten, soweit eö nämlich zum Verständniß des historischen Theils

oder der Characteristik der Personen nothwendig ist; in Rücksicht auf den Styl — im weitesten Sinne genommen — keine poetische Schönheit im Gedanken des Dichters zu unterdrücken,") höch¬ stens die für ein Lebensbild nicht geeignete Ueppigkeit der Lyrik zu beschneiden, jeden (!) Pathos und Wortschwall zu vermeiden; dagegen einfach und wahr jeden Aufschwung der Gefühle und jede gegebene Gedankcnrichtung der Dichtung walten zu lassen. Unvermeidlich ist dabei das Zerstören des Versmaßes. „Die Kunst (!) dabei besteht nur darin: an die Stelle der schönen Verse eine nicht minder gefällige naturwahrc Prosa zu setzen, die eben so leicht in der Rede fließt, und eben so bezeichnend und kräftig auöspricht, was der Dichter in seinen Versen sagen wollte. „Die Aufgabe ist nicht leicht. — Wie, sie gelungen ist, möge der Le¬ ser beurtheilen, indem er versuche das Buch laut vorzulesen. Finden sich Härten darin, so bin ich geschlagen.---**) „Wenn daher diese Bearbeitung an Schillers Dichtung nichts Wesentli¬ ches zerstört, so kann nur von den Zuthaten die Nede sein.(!) Als solche aber erscheint zuerst die Schilderung des Vierwaldstättersecs,so wie die der übrigen classischen Stellen in der Schweiz, worauf dieses Drama spielt. — Der Gesang des Fischcrknabcn, Hirten und Jägers, womit die erste Scene des Drama so idyllisch lieblich eröffnet wird, ist nicht naturwahr genug, (!) um so ohne Weiteres in die erzählende Form aufgenommen werden zu können; doch zu schön, um ihn wegzulassen;-'"^) ich vcrwob ihn daher in eine poetische Schilderung der Oertlichkeit, gleichsam als eine Phantasie des Dichters, einem halben Traumleben entquollen, aus welchen: allmälig die ideale Unschuldswclt in die rauhere Wirklichkeit übergeht.// — t>)

Wir brauchen kaum noch ein Wort hinzuzufügen, um die ungeheuren Verdienste, welche sich Herr Belani durch sein Unternehmen, nm die deutsche

Großmüthiger Mann! ""-) Bescheidenheit ziert den Grvficn! «*) Wirklich?

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/294&oldid=- (Version vom 31.7.2018)