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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

283 werden durch Lcctüre eines solchen Drama den vollen Genuß des Kunst¬ werks gewinnen können. ...... „Allein das materielle Alltagsleben läßt auf solchen geistigen Aufschwung im Allgemeinen wenig rechnen. Es bedürfte also für den größten Theil bes Publikums der Darstellung solcher classischen Dramen, um den vollen Eindruck zu empfangen, den das Kunstwerk seinein Zwecke nach beab¬ sichtigt. --„Ohne in die Ursachen dieser Erscheinung tiefer eingehen zu wollen — wozu hier der Raum fehlen würde — darf doch nicht unbemerkt bleiben, daß es namentlich bei den Schillcr'schen Dramen der (!) Pathos und die Lyrik ist, welche dieselbe», nach der heutigen, mehr dem Leben zugewendeten Geschmacksrichtung, von der Bühne so gut als verbannen. (!!!) „Also das steht fest: die Bühne trägt wenig bei, diese classischen Dra¬ men in das Volksleben so recht einzubürgern.---„Die Lectüre leider auch nicht. *) Nicht blos aus den schon an¬ gegebenen Gründen, wonach sie dem Leser nur die halbe Illusion gewährt, sondern auch — offen gesagt — durch die metrisch gebundene Rede, wo¬ rin die meisten solcher Dramen gedichtet sind.---— -*) „Der geschickteste Dichter wird, durch das Versmaß gebunden, nur selten eine solche Wortstellung finden, die durch Convcrsationston dem Dia¬ loge Wahrheit und Leben giebt. Die Wortstellung des Verses bringt, wenn auch nicht unnatürliche, doch ungewohnte Sprachwcndu.igen zum Vorschein, und mischt manches überflüssige, selbst bedeutungslose Wort ein. — — — „Daher erklärt sich die wahrlich nicht seltene Erscheinung, daß übri¬ gens ganz gebildete Leute sagen: „Das sind Verse — die lese ich uicht!" —--„Ein dritter Grund, weshalb die Lcctüre eines Drama im Allgemei¬ nen nicht den vollen Kunstgenuß gewährt, liegt in der dramatischen Form, die den Dichter nöthigt, da zusammenzuziehen oder nur anzudeuten, wo der Leser eine lebendige Schilderung erwartet, wie sie nur die epische Ausführ¬ lichkeit zu gewähren vermag.--— „Dagegen ist der Noman oder die Erzählung iu Prosa die übliche Form, die sich in den Zuständen des heutigen Volkslebens eingebürgert fin-

Hoho! «)

Ein Pcreat dem Metrum! Fort mit Homer! .mit Shawpcar, mit Dante, mit CamocnS, mit den Psalmen, mit all dem metrischen Unsinn! Belani. 38»

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/292&oldid=- (Version vom 31.7.2018)