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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

263 Dagegen könnte Belgien die Zölle auf französische Seide und Weine und selbst ans gebrannte Wasser abschaffen. Ferner dürften die von französischen Fahrzeugen in belgischen Häfen zu bezahlenden Tonnengelder, die bis jetzt aus Gründen der Reciprocität höher waren, als die von den Schiffen der meisten andern Nationen erhobenen, so herabgesetzt werden, daß sie auf gleichem Fuße, wie die inländischen Schiffe behandelt werden, wogegen Frankreich darauf verzichten müßte, belgische Schiffe mit Differentialzöllen zu belasten. Also könnten, nach Jottrand's Ansicht, die Zölle auf Eisen als Rohstoff betrachtet, auf Steinkohlen, Linnen, Seidenwaaren, Weine und Branntweine, sowie die Schiffahrtsgebühren allein Gegenstand eines für Belgien vortheilhaften Handelsvertrages sein.
Der Verfasser sucht endlich durch Zahlen zu beweisen (die Richtigkeit seiner Berechnung lassen wir dahingestellt sein), daß Frankreichs auswärtiger Handel sich in den letzten Jahren insofern nachtheilig gestaltet hat, als es, wenn auch die Summe seiner Exporte sich vergrößert hat, doch von Jahr zu Jahr mehr Wein, Branntwein und Seide und weniger solcher Waaren exportirt, bei denen es eine fremde Concurrenz zu bestehen hat. Blos rücksichtlich letzterer könne indeß Belgien die commercielle Stellung Frankreichs in nichts, was nicht auch England hervorbringe, theilen, also bleibe ihm blos eine ungünstige Chance.
Wir waren in der Besprechung dieser Broschüre absichtlich etwas weitläufiger, als mancher Leser vielleicht erwartet hat. Die Eroberungspartei in Frankreich spricht jetzt die Ansicht unverholen aus, daß Frankreich sich die Gelegenheit, politischen Einfluß zu gewinnen, nicht entgehen lassen dürfe. So neulich der Constitutionel in einem langweiligen Artikel, den von Franzosen redigirte belgische Blätter als Muster politischer Weisheit mittheilen. Diese Blätter kommen nach Deutschland, und geben Anlaß zu falscher Beurtheilung der öffentlichen Meinung in Belgien. Darum versuchten wir die Aufmerksamkeit unserer deutschen Leser auf Jottrand's gründliche Darstellung zu lenken. —

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/277&oldid=- (Version vom 31.7.2018)