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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

267 Handelsbeziehungen mit dem Auslande angeknüpft. Und Belgien, das auf solchem Wege sich befindet, sollte denselben in augenblicklichem Unmuthe verschmähen, und die Perspective des Welthandels für die Kleinkrämerei nach einem mächtigen und gefährlichen Nachbarlande hergeben? Denn auf das eine oder das andere muß verzichtet werden.
Der Verfasser geht nun die einzelnen Hauptproductionszweige Belgiens der Reihe nach durch und zeigt, daß keiner derselben in einem Handelsverträge mit Frankreich die gehoffte Ausbeute finden werde. Was das grobe Eisenschmelzwerk betrifft, so kann Frankreich Belgien die Einfuhr zur See nicht frei gestatten, weil dann dem Schleichhandel (durch falsche Declaration des Ursprungs der Waare) aus England und Schweden Thür und Thor geöffnet würde. Die Landeinfuhr kann erlaubt werden, aber ohne großen Vortheil für Belgiens Eisenwerke, weil erstens schon jetzt der Eingangszoll an den vortheilhaft gelegenen Barrieren sehr gering ist, und zweitens, was bei den schweren, Frachtspesen für diese Artikel wichtig ist, längs dieser Grenze französische Schmelzwerke genug sich befinden. Aehnliche Bewandtniß, wie mit der Einfuhr des Grobeisens zur See, hat es mit der Einfuhr feinerer Eisen- und Stahlwaaren zu Lande, wo Frankreich, um das Einschmuggeln englischer und deutscher Waare zu hindern, uns die Prohibition der Erzeugnisse dieser Länder auflegen müßte, zum großen Nachtheil unserer Fabrikation wegen der Vertheuerung der Urstoffe.
In Betreff der Tücher kann Belgien erstens die Concurrenz von Elboeuf, Sedan u. s. w. im innern Frankreich wohl nicht aus dem Felde schlagen, und zweitens würde es wegen des theuren Eingangszolls auf rohe Wolle, die es übernehmen müßte, seine Produkte nicht mehr so wohlfeil liefern können. Ebenso verhält es sich mit den Baumwollenwaaren und vielen andern Artikeln, was darin seinen Grund hat, daß die Tarife beider Länder ganz in Widerspruch mit einander stehen. "Der französische Tarif hat zum Zwecke, das Land zu seinem einzigen Producenten und also auch zu seinem einzigen Consumenten zu machen; der belgische dagegen hat zum Zweck, das Land zum Producenten der ganzen Welt, in Gemeinschaft und Concurrenz mit England zu machen.
Was endlich die Steinkohlen- und Linnenproduction betrifft, die für Belgien das sind, was Wein und Seide für Frankreich, so ist die Krisis, an welcher die Steinkohle leidet, eine durch die Spekulationswuth der dreißiger Jahre von Belgien selbst verschuldete. Die Krisis in der Linnenproduktion hat ihren Grund in der neuen Fabrikationsmethode, deren man sich in England bedient, während man in Flandern am alten Schlendrian haftet. Davon müßte man ablassen, und dann könnte Frankreich diesen Haupterzeugnissen Belgiens auf die Beine helfen, wenn es sie frei einließe.

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/276&oldid=- (Version vom 31.7.2018)