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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

266 Kaufleute. Nur die Vergangenheit lobt man; nur gegen sie ist man gerecht. Was sage ich? Die alte Zeit war immer die gute. Jetzt waren es die holländischen Zeiten; damals waren es die französischen, und wie oft sehnte man sich unter den französischen nach den egyptischen Fleischtöpfen aus der schönen Zeit Maria Theresia's.
"Abgesehen vom Linnenhandel und der Linnenindustrie, welche an einer besondern von der allgemeinen Lage des Landes ganz unabhängigen Crisis leiden, abgesehen von der Production des Eisens, als eines Rohstoffes und der Kohle, steht fest, daß die Production Belgiens seit den holländischen Zeiten nicht ab-, sondern in den meisten Productionszweigen zugenommen hat, und daß der Verschleiß sich in gleichem Verhältnisse vermehrt hat.
"Als Zeichen der Wahrheit unserer Behauptung führen wir, ehe wir zum Beweis durch Ziffern und authentische Zahlen übergehen, folgende notorische Thatsachen an: die Bevölkerung ist allenthalben gewachsen, die Urbarmachung der Wälder und Haiden schreitet voran, und demungeachtet steigt der Werth des Grundeigenthums in gleichem Verhältnisse. Unter den arbeitenden Classen herrscht seit fünf Jahren im Allgemeinen Ruhe. Belgien ist das einzige Land, wo die Korntheuerung im Jahre 1840 keine Unruhen verursacht hat, und doch haben ähnliche Bewegungen nicht blos Frankreich, wo sie endemisch geworden sind, sondern auch England und manche Gegenden von Deutschland (?) beunruhigt. Die öffentlichen Einkünfte haben die Höhe der vorausgemachten Schätzung erreicht."
Der Verfasser wendet sich nunmehr zu dem Beweise seines Themas, daß das Verhältniß des Verschleißes belgischer Industrie zur Production ein beruhigendes sei. Daraus ergibt sich, daß während 1831 zur See nur 23,300000 Kilogramme, worunter 22,100000 Kil. inländische Producte aus 210 belgischen Fahrzeugen mit 17557 Tonnengehalt und 603 ausländische mit 57078 Tonnengehalt exportirt wurden, so wurden 1833 schon 59,900000 Kil., worunter 52,700000 Kil. belgische Producte aus 419 belgischen Fahrzeugen mit 59680 Tonnengehalt und 750 fremden Fahrzeugen mit 116191 Tonnengehalt exportirt. Die Zahl der belgischen Fahrzeuge hat sich also um das dreifache vermehrt. Die Ausfuhr nach Frankreich hat sich seit 1834 nur um weniges vermehrt, die nach Preußen (dem deutschen Zollverein) sogar bedeutend vermindert, dagegen mit der Türkei um's dreifache, mit den Vereinigten Staaten und England um das doppelte, mit den Hansestädten ebenfalls beinahe um das doppelte, mit Brasilien um das sechsfache und mit Rußland gar um das achtfache vermehrt, und damals (1834) waren die Häfen noch nicht definitiv geöffnet, es bestand noch keine Prämie für den Schiffsbau, das Vertrauen war noch nicht zurückgekehrt, der Friede noch nicht befestigt und es waren noch wenig

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/275&oldid=- (Version vom 31.7.2018)