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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

252 die Producenten auf ihre Erzeugung verwenden, und wegen der Resultate, die in Zukunft zu erwarten stehen. Die fleißigen Erzeuger des lieblichen Moselweins leiden seit vielen Jahren gewaltig Noth, sie müssen ihr edles Produkt um Spottpreise losschlagen. Ehe daher die mecklenburgischen Edelleute mit einer Bedingung Ernst machen, deren Stillung entweder einen wichtigen deutschen Produktions- und Handelszweig oder das Wachsthum des deutschen Zollvereins gefährdet, mögen sie einen guten Schluck Moselwein nehmen, um sich zu überzeugen, daß sie bei einem Tausche mit einem Weine, der mit ihrem bisherigen ausländischen Getränke Aehnlichkcit hat, an Qualität und Wohlfeilheit nichts verlieren.

Kohebues Grabschrift.

Es ist ein trauriges Zeichen, daß jetzt eine Menge deutscher Journale sich an Kotzebues Grabschrift erinnern, und sie als Curiosum dem Publikum auftischen. Es deutet darauf hin, wie gerne man den in seinem Leben so hart geschmähten Kotzebue ausgraben möchte, um die deutsche Bühne wieder auf die Lustspielbeine zu helfen. Aber unser vom kritischen wie vom politischen Fanatismus gemordetes Lustspiel liegt still und ruhig auf dem Manheimer Kirchhof begraben; ein einfacher Würfel von Stein ziert ihm mit seinen eigenen Versen das Grab:

Die Welt verfolgt' ihn ohn' Erbarmen, Verläumdung war sein trübes Loos; Glück fand er nur in seines Weibes Armen, Und Ruhe in der Erde Schooß; Der Neid war immer wach, ihm Dornen hinzustreu'n, Die Liebe ließ ihm Rosen blühn; Ihm wolle Gott und Welt verzeih'n. Er hat der Welt verzieh'n.

In der Nähe deutet ein unbewachsener Sandplatz die Richtstätte des fanatischen Jünglings, Ludwig Sand, an, durch dessen Hand Kotzebue fiel.

Eine neue dramaturgische Zeitschrift

wird in Frankfurt am Main nächstens unter der Redaktion von Ludwig Braunfels erscheinen. Wenn es wahr ist, daß dem deutschen Drama eine neue Entwickelungskraft bevorsteht, so ist auch eine neue dramaturgische Zeitschrift zur Förderung dieses Entwickelungsgangs ein höchst zeitgemäßes Unternehmen. Braunfels, selbst ein sehr talentvoller dramatischer Dichter und gewandter Journalist, ist gewiß der Mann, der fähig ist, sich der neuen Ideen zu bemächtigen, und er wird sie vertreten, insofern dieselben den Keim einer Zukunft in sich tragen, mit andern Worten, insofern sie richtig sind. Der Weg der Journalistik ist bis jetzt der einzige, auf welchem neue Gedanken, wofern sie zeitgemäß sind, in Fleisch und Blut des Publikums übergehen, darum ist es gut, wenn sie immer bald ein journalistisches Organ finden.

Druck und Verlag des deutschen Verlagscomptoirs in Brüssel.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/261&oldid=- (Version vom 31.7.2018)