Seite:Die Grenzboten 1-1841.pdf/260

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

251

heit und des Rechtes, von Herrn Maurer ganz nur in diesem Sinne dargestellt.— Herr Moritz war Monaldeschi; kein Zoll an ihm minder poetisch, minder energisch, minder thatkräftig, als das Wort und der Geist des Dichters. Wir sehen ihn mit der eisernen Kraft des Nordländers und mit den lodernden, unauslöschlichen Flammen des Südens mit dem Geschicke um einen Platz kämpfen, der erhaben genug, groß genug wäre, um dem in ihm lebenden Gotte den Ausstrom der Macht zu gönnen, denen er sich bewußt ist, und finden die Ueberzeugung, daß er zur höchsten Stufe befähigt gewesen, durch des Künstlers alle Schwierigkeiten niederringende Darstellung. Wie schön wußte Herr Moritz bei diesen riesigen Bestrebungen seine Uebergänge der Liebe zu Sylva zu bilden, wie den Ton in jene Zärtlichkeit aufzulösen, für die es keine Welt der Entwürfe, hochfahrender Pläne gibt — und wie sodann zurückzukehren zu dem Grundstoffe seines Charakters. Wir können uns keine schärfere Feuerprobe des dramatischen Berufes denken. — Dem Santinelli ist nicht die Aufgabe gestellt, die ein bedeutendes Kunsttalent, wie Herrn Döring, hinreichend in Anspruch nehmen könnte. Zum Schlusse: vermöchten die Männer, die das Talent zur dramatischen Poesie in sich tragen, und jetzt noch schweigen, wiederholt solchen Vorstellungen beizuwohnen, wir glauben, man hätte den Mangel an neuen, tüchtigen Werken bald nicht mehr zu beklagen."

Tagebuch.

Bedingter Patriotismus.

Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern!

Da das Gute oft so fern liegt, so ist im Ganzen dagegen nichts einzuwenden und wir gönnen von Herzen allen deutschen Patrioten ihre Flasche Chateau-Margaut und Champagner, so oft sich ihnen die Gelegenheit darbietet, solchen zu trinken. Wir halten diese Genüsse jedoch nicht für unentbehrlich, und darum ist es betrübend, daß die Großherzogthümer Mecklenburg die Herabsetzung des Eingangszolles auf französische Weine, wie es heißt, zur Bedingung ihres Anschlusses an den deutschen Zollverein machen. Man müßte schweigen, wenn es sich von einem unabweisbaren Bedürfnisse der Existenz und bescheidener Lebsucht handelte, da man nun einmal selten außerordentliche Opfer für eine Idee erwarten darf, wäre sie auch so große und herrlich, wie die Idee deutscher Einheit und Macht. Aber in beiden Mecklenburg ist Wein ein Luxusartikel und blos dein Reichen einigermaßen zum Bedürfniß geworden, der ganze Zweck der Herabsetzung des Eingangszolls auf französische Weine kann blos der sein, dem oder jenem strelitzischen Krautjunker das Gelage wohlfeiler zu machen, das er ein oder das andremal seinen Kumpanen giebt. Ueberdieß verdient die deutsche Weinproduktion eines wirksamen Schutzes, wegen ihrer Vortrefflichkeit, wegen des sorgsamen Fleißes, den

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/260&oldid=- (Version vom 31.7.2018)