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Walther Kabel: Die Geschichte des ersten Panzerschiffes. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 293–296

Bosio betonte, daß ein Schiff von solchen Abmessungen bis dahin ganz unbekannt war, und erwähnt als größte Merkwürdigkeit die in den Raum eingebaute Kapelle und eine Bäckerei.

Als im Frühjahr 1535 die 32 Schiffe zählende Flotte den Hafen von Palermo zum Kriegszuge gegen Tunis verließ, hatte der Admiral Andrea Doria seine Flagge auf dem Panzerschiffe „Santa Anna“ gehißt, für das der Erbauer 28 000 Taler erhielt. Der Ausgang dieses Unternehmens ist bekannt. Tunis wurde erobert, die Flotte der Ungläubigen völlig vernichtet und die Herausgabe von 20 000 Christensklaven erzwungen. Diesen Erfolg hatte man hauptsächlich der „Santa Anna“ zu verdanken, die sich in all den Gefechten als völlig unverwundbar erwies.

Leider sollte dieses erste Panzerschiff, das allen feindlichen Kugeln getrotzt hatte, sehr bald der Wut der Elemente zum Opfer fallen.

Am 17. Oktober 1536 herrschte im Mittelmeer ein furchtbarer Sturm. Die „Santa Anna“ befand sich an diesem Tage gerade auf der Reise nach Genua. Dicht vor der Hafeneinfahrt von Genua ging das berühmte Schiff mit Mann und Maus unter. Eine besonders hohe Woge hatte es überflutet und in die Tiefe gerissen. Auch nicht ein Mann der Besatzung wurde gerettet.

Leider besitzen wir heute keine brauchbare Zeichnung dieses für die Geschichte des Schiffbaues so interessanten Fahrzeugs mehr. Zwar befindet sich unter den Fresken im Rittersaale des Johanniterschlosses in Rom eine Abbildung der „Santa Anna“, doch ist sie nur schlecht erhalten und gibt die wichtigsten Einzelheiten höchst unvollkommen wieder.

Auffallend ist es, daß die Schiffsbauer jener Zeit trotz der guten Erfahrungen, die man mit diesem ersten Panzerschiffe machte, nicht daran gedacht haben, weitere derart geschützte Kriegsfahrzeuge zu bauen. Hierfür dürfte es nur die eine Erklärung geben: daß eben die Panzerung ein Schiff allzu sehr verteuerte. Denn die 28 000 Taler, die Toscio für die „Santa Anna“ erhielt, waren für damalige Verhältnisse ein geradezu ungeheurer Preis!

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Geschichte des ersten Panzerschiffes. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 293–296. Verlag der Paulinus Druckerei, Trier 1914, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_des_ersten_Panzerschiffes.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)