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ein Streifen landvögtischen Gebiets. Also braucht man erst einen Revers der Landvogtei (1636; Sti 43. 10).

1661 erwischt man in Schwaighausen einen langgesuchten gefährlichen Roßdieb von Angelberg. Der gleiche Fall! 1668 findet man im Schwaighauser Weiher den ertrunkenen Balthasar Endriß von dort, also im Landvögtischen. Die Landvogtei muß erst gestatten, daß man den Körper von der Straße wegführe, nachforsche über Todesursache; darnach soll man handeln und sich aus der Hinterlassenschaft bezahlt machen (Quelle wie oben).

So ging es ziemlich glimpflich bei gutem Willen. Wo aber, wenn auch nur scheinbar, religiöse Fragen auch noch hereinspielten, gab es Püffe.

So fordert die Herrschaft Eisenburg von der Landvogtei eines Revers, damit die Kindsmörderin Amalie Madlener, Hansen Eiseles, unseres Untertans, Eheweib, von Amendingen nach Eisenburg geführt werden kann. Sie stand vorerst nur im Verdacht, ihr Kind im Bett erstickt zu haben. Das war am 2. August 1670. Am 13. August erscheint der landvögtische Überreiter Johann Melchior Ußtrich mit folgender Instruktion vor der Herrschaft (alles nach Sti. 43. 10): 1. hat er neben gebührenden Curialien beiliegendes verschlossene Schreiben an Neubronnerische Erben abzulegen und nach Inhalt des Schreibens diesen zu bedeuten, daß wie bräuchig die Person in seinem und seiner Leute Beisein an der Amendinger Grenze übergeben von Eisenburg angenommen werden müsse; 2. wird Überführung nachbarlich verwilligt doch ohne Präjudiz und daß nichts der katholischen Religion zuwider; 3. insonderheit sei bei vorzunehmender Tortur und andern peinlichen Actibus als auch der Exekution selbst kein anderer als wohlgedachter röm.-kath. Religion zugetaner Scharfrichter (aus Ursachen, die dem Überreiter mündlich bedeutet worden) zu gebrauchen – andernfalls habe er die Überführung nicht zu gestatten, sogar mit Entziehung der hohen Obrigkeit zu drohen; 4. hat er die billigmäßigen Kosten von den Erben wie bräuchig zu fordern. – Was hiervon möglich, geschah nun nach dem von Wolfgang Christoph Neubronner erstatteten Bericht: Das arme, vielleicht ganz unschuldige Weib wurde auf der Stegmitte am äußern Achbach zu Amendingen, wo landvogteilicher Bezirk anging, vom Bittel zu Händen und Füßen befreit, den Schergen des Üeberreiters übergeben, von diesen wieder mit Ketten geschlossen, gen Eisenburg geführt, an der Markung unter den gleichen Umständen wieder übergeben und endlich ins Schloß ins Gefängnis gelegt. Bezüglich des Scharfrichters aber gab

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_186.jpg&oldid=- (Version vom 6.7.2023)