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a) der Kampf um das Jagdrecht und um das Booser Hart.

Im 16. Jahrhundert bildete, wie noch lange nachher, das Hauptvergnügen der Memminger Fischerei, Jagd und Lerchenfang. Besonders aber führte die Jagd zu manchen Händeln und Streitigkeiten mit den Angrenzern. So heißt es im Jahre 1520, daß sie ein Ärgernis war der Frau Stebenhaber von Eisenburg. So ist zu lesen bei U. 131. Abgesehen davon, daß Unold hier wie auch in seiner G. M. eine seiner vielen Verwirrung stiftenden Verwechslungen hat, da es statt Stebenhaber Elisabeth Besserer heißen sollte, ist die Tatsache richtig: Es gab viel Ärgernis der nächsten Nachbarn. Schon 1501 wehrte sich Frau Elisabeth gegen die große Zunft, die bis „am Eisenburg“ ihr Jagdgebiet ausdehnte. Und als ihr Schwiegersohn Berwanger 1527 sich die Gerichtsbarkeit auf dem Jagdgebiete anmaßte (Sti. 43.8) protestiert hiegegen vor dem kaiserlichen Notar Johannes Symon Hans Wißmiller und Jürg Triesch im Namen der Stadt, wobei am 1.1.1531 (Sta. 285.1) in dem von Symon dem Berwanger überreichten Instrumentum protestationis eigens darauf hingewiesen wird, daß allweg rings um Eisenburg, im Graben, an das Schloß hinangehetzt, gejagt und alles Weidwerk getrieben worden sei.

Solche und ähnliche „Irrungen“ wird es unter Jägern immer geben. Anders aber, wenn ein Großer in den Kirschenkorb langt, und wenn die Kirsche ein Gebiet ist wie das uns bekannte Booser Freihart! Da geht es nicht ohne Beulen. Und der Große ist Bayern.

Die Herzöge von Bayern hatten im östlichen Schwaben, d. i. also im heutigen bayerischen Kreis Schwaben, durch Erbschaft und Kauf eine derartige Macht an sich gebracht, daß sie sich schon einige Gewaltstreiche darin erlauben konnten. Sowohl Bayern-München, vertreten durch Albrecht IV. (1467–1508), als auch Bayern-Landshut, vertreten durch Ludwig IX. (1450–1479) und dessen Sohn und Nachfolger Georg (1479–1503) suchten sich hierin den Rang abzulaufen, soweit unser Gebiet in Frage kommt. Albrecht scheint sich begnügt zu haben, darin offene Häuser zu erringen, d. h. sich das Öffnungsrecht in einzelnen Burgen zu sichern, wonach es ihm erlaubt war, im Bedarfsfalle dieselben als Stütz- und Zufluchtspunkte zu benützen. Eine solche offene Burg ward ihm auch die Eisenburg. Das erregte nun das Mißfallen seiner Vetter von Landshut umsomehr, als es diese darauf abgesehen hatten, das Booser Hart, „in dem und auf dem Eisenburg lag“, als ihren Forst zu erklären, wonach niemanden mehr die Jagd darin zugestanden wäre. Zu einem solchen tiefeingreifenden Tun glaubten sie sich

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_119.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2022)